Auf Forellenpirsch im Waadtland
10 | 03 | 2023 SchweizText & Fotos: Roger Zbinden 03977
10 | 03 | 2023 Schweiz
Text & Fotos: Roger Zbinden 0 3977

Auf Forellenpirsch im Waadtland

Roger Zbinden, Präsident­ des Waadtländer Flussfischer Verbands, stellt unseren­ Lesern einige der interessantesten Fliessgewässer und Bergseen seines Kantons­ vor. 


Informationen betreffend der Fischerei in den grossen Seen (Genfer-, Neuenburger- und Murtensee usw.) können auf der Internetseite der waadtländischen Behörden abgerufen werden. Am selben Ort findet man auch das gültige Reglement (Directives) für das Angeln in Fliessgewässern. Wer jedoch die französische Sprache während der Schulzeit nicht als Lieblingsfach hatte, muss halt den Gebrauch von gängigen Übersetzungsprogrammen wie DeepL in Erwägung ziehen, denn eine Spracheinstellung gibt es nicht. Einmal die sprachliche Hürde gemeistert, erfährt der Fischer dann, dass die Tageskarte zum Beispiel nur 20 Franken kostet und für deren Bezug die SaNa-Prüfung nicht erforderlich ist.


3500 Kilometer!

Wer ein Fischereipatent schnell und bequem im Internet gelöst hat, dem stehen dann sage und schreibe 3500 km Fliessgewässer offen. Pachtstrecken, wie es andere Kantone kennen, gibt es in der Waadt nicht. Und wenn das noch nicht genug wäre, können mit demselben Patent auch noch einige Bergseen befischt werden. Doch dazu später.

Man muss zugeben, dass es sich bei den meisten dieser Gewässer um kleine und kleinste Bäche handelt, die nicht einfach zu befischen sind. Und da sie meistens durch dichtes Gebüsch und Wald fliessen, ist zum Beispiel das Fliegenfischen an vielen Orten schlicht nicht möglich. Auch sind sie für Anfänger nicht geeignet. Doch ein Angler, der etwas von seinem Fach versteht, einen guten Durchhaltewillen hat und sich nicht scheut, manchmal unwegsame Wege zu gehen, wird regelmässig mit schönen, wilden Bachforellen belohnt werden. Es überrascht mich übrigens immer wieder aufs Neue, wie viele Fische von 35 cm und mehr solch kleine Bäche hergeben können.

Bei so einer grossen Auswahl an Möglichkeiten ist es nicht einfach, sich für den einen oder anderen Bach zu entscheiden. Deshalb hier eine kleine Auswahl mittelgrosser Bäche, die für den grossen Teil der Fischer interessant sein können. Die Forellensaison im Waadtland beginnt jeweils am ersten Sonntag im März, dieses Jahr also am 5. März.


Aubonne

 Die Aubonne, ein 12 km langer Zufluss des Genfersees.

Die Aubonne, ein 12 km langer Zufluss des Genfersees.

Sie fliesst vom Jura kommend zwischen Morges und Rolle in den Genfersee. Der obere Abschnitt von der Quelle bis zum Stausee ist gut begehbar. Die Forellen sind zwar nicht riesengross, aber kommen recht häufig vor, sodass das Fischen mit Natur- oder Kunst­ködern regelmässig erfolgreich ist. Die Strecke unterhalb des Stausees, ganz besonders der Abschnitt bei der Mündung, ist berüchtigt für Seeforellen. Während die Hochsaison mehr am Anfang und am Ende der Fischereisaison liegt, werden Exemplare durchaus auch in den übrigen Monaten gefangen. Da diese Fische bis zu 10 kg schwer sein können, muss der Angler materialmässig aber unbedingt vorbereitet sein. Stabile Ruten, gute Rollen und nicht zu schwache Schnüre und Vorfächer führen dann zum Erfolg, während leichteres Gerät brechen kann, wie es der Autor am Anfang auch einmal schmerzlich hat erfahren müssen.


Menthue

 Die Menthue ist ein Zufluss des Neuenburgersees.

Die Menthue ist ein Zufluss des Neuenburgersees.

Der zweite Bach, den ich vorstellen möchte, ist die Menthue, die bei Yvo­nand in den Neuenburgersee mündet. Ähnlich wie bei der Aubonne können auch hier Bekanntschaften mit Seeforellen gemacht werden. Aber wer weiter flussaufwärts, so zum Beispiel zwischen Donneloye und Cronay, angelt, kann an einem guten Tag schöne Forellen fangen. Seitdem die Durchgängigkeit des Bachs für Fische wieder hergestellt wurde, finden sich jetzt auch Alet ein, die je nach Grösse einen spannenden Kampf liefern können. Äschen gibt es übrigens auch, sind aber selten und dürfen nur, wie im ganzen Kanton, von Jahrespatentbesitzern in sehr geringer Stückzahl entnommen werden. Jetzt aber noch etwas zur Sicherheit: Beim Waten ist hier besondere Vorsicht angebracht, ganz besonders bei Trübung des Wassers. Denn auch wenn die Stelle noch eben flach war, kann kaum eine Schrittlänge weiter ein tiefer Kolk entstanden sein. Übergangszone gibt es manchmal nicht. Deshalb endete schon für manch einen unaufmerksamen Fischer der Ausflug dann mit einem ungewollten Bad im kalten Wasser.


Orbe

 Die Orbe, ein magischer Forellenfluss.

Die Orbe, ein magischer Forellenfluss.

Kommen wir jetzt zur Orbe, die ihren Ursprung in Frankreich hat und vom Lac des Rousses in den Lac de Joux fliesst. Dort verschwindet sie dann, ehe sie einige Kilometer weiter unten im Tal, in den beliebten Grottes de Vallorbe, wieder ans Tageslicht gelangt. Die Orbe ist ein vielseitiges Gewässer mit gut zugänglichen Stellen, aber auch einigen, wie zum Beispiel in der Schlucht bei Les Clées, die anspruchsvoller sind. Dieses Gewässer ist auch bei den Fliegenfischern beliebt, weil sich mit dieser Methode immer wieder schöne Erfolge erzielen lassen. Wer es lieber auf Seeforellen abgesehen hat, sollte es bei der Nestlé-Fabrik in Orbe versuchen. Dort ist der Bach zwar kanalisiert und heisst weiter flussabwärts Thielle, aber mit Kunstködern ausgerüstet und mit der richtigen Ausdauer haben schon einige Fischer wahre Sternstunden erlebt.


Bergbäche & Bergseen

 Lac Lioson, ein Gebirgsee in der Nähe des Col des Mosses im Gebiet der Gemeinde Ormont-Dessous und im Areal des Parc naturel régional Gruyère Pays-d’Enhaut.

Lac Lioson, ein Gebirgsee in der Nähe des Col des Mosses im Gebiet der Gemeinde Ormont-Dessous und im Areal des Parc naturel régional Gruyère Pays-d’Enhaut.

Kollegen, die Berge vorziehen, sollten zum Beispiel ihr Glück in der Grande-Eau versuchen. Diese fliesst von Les Diablerets hinunter nach Aigle, bevor sie dann in die Rhone mündet. Der obere Teil ist aber Anglern, die gut zu Fuss sind, vorbehalten. Dies, weil es zum Bach meistens recht lange und dazu noch steil hinunter geht, und diese Strecke muss dann am Abend in umgekehrter Richtung wieder zurückgelegt werden. Das kann sich schon als recht mühsam erweisen; Wege sucht man übrigens meistens vergebens. Aber bei einer leichten Trübung des Bachs wird man für diese Strapazen reichlich entschädigt.

Das waadtländische «Permis de Pêche en Rivières» erlaubt es, wie anfangs erwähnt, auch in Bergseen zu angeln. Da diese regelmässig mit mässigen Forellen besetzt werden, sind der Hongrin, Chavonnes, Retaud, Nervaux und Lioson sehr beliebt und erfreuen sich regen Besuchs. Und zwar meistens von Leuten, die nicht nur fischen, aber auch eine gute Zeit mit Freunden und Familie in einer tollen Umgebung verbringen wollen. Es ist auch ein idealer Ort, um mit dem Nachwuchs erste Erfahrungen zu sammeln.

Wie Ihr seht, bietet die Fischerei im Kanton Waadt viele abwechslungsreiche Möglichkeiten, unserer Leidenschaft nachzugehen.



Treffpunkt Montreux

Der Waadtländer Flussfischer Verband (Société vaudoise de pêche en rivière, SVPR) organisiert die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Fischereiverbands (SFV) am 10. Juni in Montreux.

 

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