02 | 07 | 2014 | Schweiz | 0 | 19691 |
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Berg-Seeforellen
Vielleicht unternehmen Sie diesen Sommer nach der Lektüre folgender Zeilen eine gezielte Seeforellen-Expedition in die Berge. Ein schönes Ferienprojekt und mit etwas Glück von silberglänzendem Erfolg gekrönt.
Seeforellen im Bergsee (hier der Klöntalersee) fängt man am ehesten mit der Spinnrute, und auf jeden Fall nur mit viel Ausdauer.
Wenn von Seeforellen die Rede ist, tauchen vor unserem inneren Auge ziemlich sicher Bilder von grossen tiefen Seen auf. Diese so genannten Voralpen- oder Alpenrandseen haben nicht nur bei uns, sondern auch in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien die fischereilich grösste Bedeutung für die Salmo trutta lacustris. Aus Sicht der Seeforelle sind diese grossen Seen, die die Gletscher am Fuss der Alpen zurückgelassen haben, nur eine Lebensraum-Möglichkeit
Lebensraum Bergsee
Bei den Erhebungen für den Schweizer Fischatlas 2003 wurde die Seeforelle in 106 Seen nachgewiesen. 55 davon liegen auf über 800 Metern über Meer. Oberhalb dieser Höhenlinie spricht man in der Geografie von einem alpinen Gewässer. Wir Fischer sagen dazu Bergsee. Die extremsten Vorkommen liegen auf 2500 Meter.
Seeforellen lieben kühles klares Wasser, Geröll und Felsen und unergründliche Tiefen. All das finden sie in den Alpen in Hülle und Fülle. Einzig bei der Beute gilt es in manchen Gewässern Abstriche zu machen. Für eine grosse Seeforelle ist eine reine Elritzendiät auf Dauer nicht wirklich sättigend…
Die Seeforelle hat eine Wohlfühltemperatur von zehn bis 15 Grad. In den meisten Bergseen wird diese Temperatur selbst in heissen Sommern kaum einmal überschritten, so dass der Seeforelle in den höheren Lagen über das ganze Jahr betrachtet oft mehr Lebensraum zur Verfügung steht als in den sommerwarmen Voralpenseen.
Bleibt das Wasser auf der anderen Seite der Skala allerdings dauernd im einstelligen Celsius-Bereich, wird aus der Seeforelle kein stattlicher Raubfisch. Mit solchen sommerkühlen Gewässern kommt der kanadische Seesaibling (Namaycush) deutlich besser zurecht. Aus diesem Grund wird er in vielen hoch gelegenen Bergseen als Besatzfisch vorgezogen. Es gibt allerdings eine Reihe von grösseren Seen, wo Seeforelle und Namaycush problemlos nebeneinander gedeihen. Wahrscheinlich nutzen sie verschiedene Nischen, vielleicht ist aber auch genug Futter für beide da.
Bedingung für einen guten Seeforellenbestand ist in der Regel ein Gewässer, welches gross und tief genug ist, damit die Spezialisierung auf ein Leben im Freiwasser einen Unterschied macht. Die silbernen Flanken, der weisse Bauch und der dunkle Rücken sind nämlich eine farbliche Anpassung an das Leben als Freiwasser-Jäger. Diese verfolgen mit Vorliebe kalorienreiche Schwarmfische wie Felchen oder Saiblinge, stossen bei Gelegenheit auch einmal in die Uferzone vor, um sich ein paar Elritzen oder Groppen zu pflücken.
In kleineren und flacheren Seen behält die Forelle ihre gelbe bis braune Grundfarbe und die roten Punkte. Sie sieht dann aus wie eine Bachforelle. Obwohl sie ein Leben lang im See lebt, nennen wir Fischer sie nicht Seeforelle.
Wie man sie fängt
Ein Kennzeichen jener wenigen, spezialisierten Bergsee-Seeforellenfischer, die ich kenne, ist Hartnäckigkeit und Kompromisslosigkeit. Sie lassen sich nicht von den vielen kleinen Forellen und Saiblingen, die man fangen könnte, ablenken. Sie konzentrieren sich auf ihren Zielfisch: Eine grosse Forelle. Entsprechend wählen sie Gerät, Taktik und Köder. Sie verwenden robustes Gerät, mit dem man die Kontrolle über einen kapitalen Fisch behält, also mindestens ein 0,30er-Vorfach und eine Rute mit Rückgrat. Sie fischen während der Morgen- und der Abenddämmerung sowie an stürmischen Tagen, an denen Wind und Wellen den Ufersaum aufwühlen. Und sie wählen Köder, die für eine kapitale Forelle eine lohnende Beute darstellen, also grosse Spinner sowie zehn bis 15 Zentimeter lange Löffel und Wobbler. Jene, die auf den toten Fisch am System schwören, besorgen sich die grössten Elritzen, die sie bekommen können. Ein geschickter Bergseefischer fängt im Lauf der Saison oft mehr Seeforellen als seine Flachland-Kollegen (natürlich nicht Schleppprofis). Eine Grosse zu fangen ist aber auch in den Bergen ein seltener Glücksfall, den man gebührend feiern sollte.
Wo man sie findet
In der folgenden Aufzählung finden Sie eine Auswahl von Bergseen mit einem Seeforellenbestand, der eine gezielte Befischung zumindest realistisch macht.
Appenzell Innerrhoden
Der Halbkanton besitzt drei grössere Bergseen und einer davon ist ein hervorragendes Seeforellengewässer. Der Fälensee auf 1446 m ü. M. hat alles, was einen guten Forellensee ausmacht, nicht nur Millionen von Elritzen, sondern auch Scharen von Jungforellen, was die Räuber wachsen lässt. Fische von über 80 Zentimeter werden fast jedes Jahr gefangen und zudem grosse Namaycush.
Patentbezug: Jagd- und Fischereiverwaltung des Kantons Appenzell Innerrhoden, Gaiserstrasse 8, 9050 Appenzell, Tel. 071 788 92 86, Tageskarte (T): Fr. 38.–, Wochenkarte (W): 95.–, Saison: Mitte April bis Ende September.
Glarus
Das Glarnerland ist mangels Fläche nicht überreich gesegnet mit Seen, aber zwei davon verdienen das Prädikat «seeforellenbewohnt». Im Klöntalersee auf 848 m ü. M. wachsen die Seeforellen dank eines üppigen Vorkommens von Felchen und Egli ausgezeichnet und Exemplare bis über 90 Zentimeter sind verbürgt. Ebenfalls bekannt für schöne Seeforellen ist der Stausee Garichte auf 1645 m ü. M.
Patentbezug: Departement Bau und Umwelt, Abteilung Jagd und Fischerei, Kirchstr. 2, 8750 Glarus, Tel. 055 646 64 00 oder Autobahnraststätte Glarnerland, Tourismusbüro. T: 30.–, W: 120.– (halber Tarif für Jungfischer 10 bis 16). Saison: Je nach Gewässer vom 1. April bis 30. September.
Graubünden
Die bekanntesten Bündner Seeforellen-Gewässer sind die Oberengadiner Talseen und darunter insbesondere der Silvaplanersee, in dem gewaltige Seeforellen hausen. Eine davon, sagenhafte 31,2 Pfund schwer und 113 Zentimeter lang, wird seit 2002 als Schweizer Seeforellenrekord geführt.
Eine weitere Seeforellen-Hochburg bilden die grossen Stauseen im Einzugsgebiet des Vorderrheins, der Stausee Santa Maria, der Lai da Curnera und der Lai da Nalps, die alle auf rund 1900 m ü. M. liegen. Hier haben geduldige Könner im Laufe der Jahre etliche Mehrpfündige gelandet. Weitere Bündner Stauseen mit Seeforellenbestand: Marmorera-See, Zervreila-See, Lago di Poschiavo und Lago di Lei.
Patentbezug: Bündner Naturmuseum, Masanserstr. 31, 7000 Chur, Tel. 081 257 28 41. T: 46.– (Kantonseinwohner 36.–), W: 132.– (92.–). Jungfischer (Jg. 97/98) zahlen reduzierte Tarife. Saison: Je nach Gewässer vom 1. Mai bis 15 Oktober.
Tessin
Auch in der Sonnenstube der Schweiz gibt es alpine Seeforellenreviere. Im Tessin bekommt man auf Anfrage bei den einheimischen «Pesacatori» eine Reihe viel versprechender Gewässernamen zu hören, darunter Lago Sambuco (1,11 km2), Lago Naret (0,73 km2) und Lago Ritom (1,49 km2).
Da die grossen Forellen (und Namaycush) schwer zu fangen sind, werden die grossen Tessiner Bergseen gelegentlich von der Fischereiaufsicht mit Netzen ausgefischt, um die grossen «Raubfische» zu entnehmen. Dabei kommen teilweise Kaliber zum Vorschein, die einem Tränen in die Äuglein treiben.
Patentbezug: Dipartimento del Territorio, Servizio cantonale della caccia e pesca, V. Stefano Franscini 17, 6501 Bellinzona, Tel 091 814 35 38, Zweitages-Patent: 60.–, W: 120.–. Jungfischer von 14 bis 17 Jahren zahlen stark reduzierte Tarife. Saison: 1. Juni bis 30. September.
Uri
Etwas beschaulicher geht es im Kanton Uri zu: Drei Bergseen beherbergen «offiziell» Seeforellen, der Seewli See, der Seenalper See und der Spilauer See. Insbesondere dieser letzte auf 1837 m ü. M. im Riemenstaldner Tal an der Grenze zu Schwyz gelegen, bietet Chancen für einen Versuch auf Urner Alpinsilber mit schwarzen Punkten.
Patentbezug: Standeskanzlei Uri, Rathaus, 6460 Altdorf, Tel. 041 875 20 17 oder online unter www.ur.ch/fischerei. T: 30.– W: 150.–. Jungfischer (10 bis 16 Jahre) zahlen reduzierte Tarife. Saison: 1. Juni bis 30. September.
Ist das alles?
Aufmerksamen Lesern ist sicher aufgefallen, dass in dieser Aufzählung der unter Seeforellenfans beliebte Lac de Joux im Waadtländer Jura fehlt. Da der auf 1004 m ü. M. gelgene See über einen gemischten Fischbestand verfügt, wird er nicht als Bergsee gezählt. Dasselbe gilt für den Lac de l’Hongrin. Ebenfalls fehlen die Alpenkantone Bern und Wallis: Tatsächlich findet man gemäss den Fischereibehörden und unseren regionalen Mitarbeitern diesen Forellentyp nicht in den diversen grossen Stau- und Bergseen.
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