14 | 05 | 2013 | Reisen | 0 | 7719 |
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Bretagne – Wie in einer anderen Welt
In den vergangenen Jahren hatten diverse Forellenflüsse in Frankreich mit Verschmutzungen und Fischsterben zu kämpfen. Doch es gibt eine Region – Sie erinnern sich an das gallische Dorf in Asterix und Obelix – die diesem Schicksal bisher trotzt. Die Bretagne ist in vielerlei Hinsicht eine ganz andere Welt.
Der Name Bretagne geht auf die Immigranten aus Grossbritannien zurück, die das Land vom 3. bis 6. Jahrhundert besiedelten.
Noch heute spricht ein Teil der mehr als drei Millionen Einwohner Bretonisch – eine keltische Sprache, die mit den traditionellen Sprachen aus Irland, Wales und Cornwall verwandt ist. Aktuelle Amtssprache in der Bretagne ist aber Französisch.
Lac du Drennec
Dieser auf den ersten Blick natürlich wirkende Stausee ist mit 110 Hektar überschaubar gross, hat eine maximale Tiefe von 20 Metern und eine Uferlänge von etwa acht Kilometern. Die lebhaft gezeichneten bretonischen Bachforellen stammen hauptsächlich aus den kleinen Flüssen, die in den Stausee fliessen. Die Flüsschen werden von den Forellen aus dem See als Laichgewässer genutzt. Einige der raschwüchsigen Fische erreichen respektable Grössen bis über zehn Pfund.
Die häufigere Art sind die Regenbogenforellen. Sie werden in der Nähe des Ausflusses für den Besatz aufgezogen. Mehrere Tausend kommen pro Saison in den See. Das Futterangebot ist ausgezeichnet: Kleine Weissfische, vor allem Rotaugen und Gründlinge, sind zahlreich vorhanden.
Am Lac du Drennec gibt es erfreulich viele gut begehbare Uferstellen. Es darf auch mit Natur- und Kunstködern geffischt werden, doch das Fliegenfischen ist besonders in der zweiten Saisonhälfte die erfolgreichste Methode. Während eines trockenen Sommers sinkt der Wasserstand manchmal um mehrere Meter. Dann kommen Teile des im See versunkenen Dorfs wieder zum Vorschein. Ein mystischer Anblick.
Nass und trocken
Mein Guide Philippe Dolivet und ich fischten watend am Ufer mit schwimmenden Flugschnüren. Unsere Nassfliegen und Nymphen führten wir knapp unter der Wasseroberfläche. Gelegentlich konnten wir auch steigende Fische mit der Trockenfliege anwerfen: Bis zu zwei Pfund schwere Regenbogenforellen, eine Bachforelle und einige Rotaugen lockten wir an diesem milden Frühsommertag an den Haken.
Mit einem sechs Meter langen Vorfach und beschwerten Nymphen konnte ich auch einige Forellen in grösseren Tiefen überlisten. Doch trotz aller Raffinesse, eine der begehrten grossen Farios bekam ich leider nicht an den Haken.
Die Élorn
Dieses Flüsschen hat sich in den letzten Jahren zu einem der besten Lachsgewässer Frankreichs gemausert. Um die 1500 Lachse, davon zwei Drittel Grilse, steigen in einer guten Saison zu den Laichplätzen auf – für französische Verhältnisse eine beeindruckende Zahl.
Es ist ein faszinierender Anblick, wenn beim Forellenfischen auf einmal so ein imposanter Wanderfisch mit zehn Pfund und mehr an einem vorbeizieht. «Das Fliegenfischen auf Lachse ist im Herbst am interessantesten», weiss Guide Philippe Dolivet, «dann verteilen sich die Lachse weitflächig in den tieferen Pools.»
Die Élorn ist insgesamt 56 Kilometer lang. Sie entspringt am Mont d’Arrée und fliesst durch die Orte Sizun und Landivisiau bis zur Mündung in der Nähe von Brest. Der Fluss ist auch der Geburtsort des legendären Drachen von der Élorn. Den Drachen haben wir zwar nicht gesehen, dafür aber – von der oberen bis zur unteren Élorn – einen malerischen Fluss mit tiefen Pools, lebhaften Stromschnellen, der oft von üppiger Vegetation begleitet ist.
Der Wasserstand war bei meinem Besuch deutlich zu hoch für Juni, was die Fischerei erschwerte. Aber selbst bei Hochwasser fliesst Élorn meist klar. Der Bestand an wilden Bachforellen ist ausgezeichnet, doch die grösseren Exemplare sind heikle Gesellen. Die meisten Exemplare, die wir fingen, waren zwischen 20 und 30 Zentimeter lang.
Mit Glück gelingt auch der Fang einer Meerforelle ist immer möglich. Am ehesten findet man die beisswilligen, frisch aufgestiegenen Forellen in tiefen Pools und unter überhängenden Bäumen dicht am Ufer – vor allem im unteren Teil des Flusses. Sie reagieren laut meinem Guide erstaunlich gut auf kleine, schwarze Trockenfliegen.
Eine erlebnisreiche Forellenfischerei bieten auch an die Zuflüsse Léguer und Penzé. Hierbei muss man von echter Indianerfischerei sprechen. Es ist ziemlich abenteuerlich, an überhängenden und ins Wasser gefallenen Bäumen und einem dichten Grün entlang der Ufer zu fischen. Aber die bildschönen Farios sind diese Mühen allemal wert.
Fliegenfischen auf Wolfsbarsch
Eine weitere fischereiliche Attraktion der Bretagne ist der Wolfsbarsch. Guide Philippe Dolivet besitzt ein 4,80 Meter langes Boot – ein Carolina Skiff, mit dem er die zerklüfteten Buchtenrund um Morlaix und Brest befischen kann. Dank des Trailers, kann es immer schnell an die Stellen mit den besten Fangaussichten transportiert werden. Das Boot ist hervorragend ausgestattet.
Wer möchte, kann gleich die perfekte Ausrüstung – Winston-Fliegenruten der Klassen 7 bis 12, Danielsson-Fliegenrollen, Rio-Schnüre sowie die passenden Wolfsbarschfliegen ausleihen.
Mit zwei Ausrüstungen lassen sich hier die meisten Situationen meistern: Erstens eine /er-Rute mit Intermediate-Schnur für flache Buchten oder Riffe, an denen die Wolfsbarsche mit Oberflächenködern (Popper/Gurgler) zu fangen sind. Zweitens eine schwerere Rute (9 bis 12) mit schnell sinkender Schnur, um in grösseren Tiefen zu fischen.
Beliebte Köder sind nicht zu kleine Deceiver, Clouser Minnows und Sandaal-Imitationen. Schnell geführte Köder bringen die meisten Bisse. Benutzen Sie ein 0,28er- bis 0,35er-Fluorocarbonvorfach für diesen kampfstarken Meeresräuber. Von kleineren Schwarmfischen bis hin zu mehreren Kilo schweren Exemplaren – jeder Biss und Drill ist spektakulär.
Wenn man nach einem spannenden Drill mit einem silbern glänzenden Meeresräuber um die Wette strahlt und ihn dann nach einem schönen Erinnerungsfoto sorgfältig zurücksetzt,wirkt es gar nicht so abwegig – in der Bretagne kann man als Fliegenfischer durchaus den Eingang zu einer anderen Welt entdecken.
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