26 | 01 | 2021 | Praxis | Video | 0 | 10287 |
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Der Angstdrilling
Beim Hechtfischen mit Gummiködern ist es oft Zufall, ob der Räuber nach einer Attacke auch tatsächlich hängen bleibt. Ein Angstdrilling kann dem Glück nachhelfen und die Bissausbeute verbessern. Ivan Valetny zeigt uns, wie er Stinger einsetzt.
Der Angstdrilling, auch Stinger oder Angsthaken genannt, wird auf unterschiedlichste Arten am Gummifisch befestigt. Die Fehlbisse beim Hechtfischen machen viele Petrijünger verrückt und manche verfallen in einen Drillingswahn. So ist es auch mir ergangen. Damit Du Dir ein langes Herumexperimentieren mit Stingern ersparen kannst, teile ich Dir hier meine Erfahrungen mit. Eines aber vorneweg: Man hat mit jeder Angstdrillingsvariante ab und zu trotzdem einen Fehlbiss, man kann lediglich die Bissausbeute etwas steigern. Zudem muss man sich bewusst sein, dass ein Angstdrilling das Spiel eines Gummifischs beeinträchtigt, was wiederum zu einer geringeren Fangquote führt.
Wie beisst der Hecht?
Grundsätzlich attackiert der Hecht den Kopf seiner Beute. So wird sein Zielfisch bei einem Angriff stark verletzt und leistet weniger Widerstand beim Runterschlucken. Bei einem Gummifisch packt der Hecht aus allen möglichen Winkeln zu und faltet den Gummifisch beim Inhalieren oft zusammen. Die harten Zahnplatten im Hechtmaul haben häufig zur Folge, dass der Haken nicht hängen bleibt. Beim Anschlag wird der Gummi im Hechtmaul wieder nach vorne gezogen, wo er dann vielleicht doch noch hängen bleibt – oder auch nicht. Zudem ist der Hecht bei einer unregelmässigen Köderführung nicht besonders zielsicher. Er muss sich kurz vor dem Biss entscheiden, in welche Richtung er zupackt. Wenn in genau diesem Moment wieder ein Anjiggen stattfindet, verfehlt der Hecht den Köder und man spürt vielleicht nur noch, wie er den Köder touchiert. Oft packt der Hecht von der Seite im Kopfbereich des Gummis zu und dreht dabei ab. Das sind dann die ganz harten Bisse. Der Hecht attackiert mit einer Kombination von Unterdruck (Einsaugen durch Maul aufreissen) und Zuschnappen (Festhalten im Kiefer). Die Bisse sind meistens sehr deutlich, ausser der Hecht schwimmt bei der Attacke direkt in Richtung Schnur, was aber durch das übliche Abdrehen beim Biss eher selten der Fall ist.
Die seitliche Montage des Angstdrillings
Aus diesen Gründen verwende ich mittlerweile nur noch Angstdrillinge, die ich seitlich etwa auf Höhe des Jighakens befestige. Ein Haken des Drillings wird in den Gummifisch gesteckt, die beiden anderen Hakenschenkel sind gegen aussen gerichtet. Diese Variante hat sich bei mir als die effizienteste herauskristallisiert. Einer der Vorteile eines solchen kurz montierten Seitendrillings ist, dass das Spiel des Gummis nur wenig beeinflusst wird. Da der Hecht tendenziell auf den Kopf zielt, hat man so auch die heisseste Zone bestmöglich «bewaffnet», die Hakenspitzen schauen immer in jene Richtung, aus welcher der Angriff erfolgt. Den verwendeten Angstdrilling wähle ich eher gross, damit dessen Haken ungefähr gleich weit aus dem Gummifisch abstehen, wie es der Jighaken tut. Zu kleine Haken beim Hechtfischen steigern die Fehlbissquote.
Weitere Befestigungsarten
Oft sind die fertig montiert verkauften Angsthaken etwas länger. Die Überlegung dahinter ist, dass die zusätzlichen Haken im hinteren Teil des Gummis den Fisch haken, wenn dieser den Kopf verfehlt oder nur zögerlich von hinten beisst. Jedoch haben weiter hinten montierte Haken die nervige Angewohnheit, sich beim Auswerfen und während der Aktion im Wasser am Gummi oder der Schnur zu verheddern. Ein Drilling an einem längeren Verbindungsstück dreht sich auch leichter in eine andere Richtung, sodass er gar nicht mehr greift, wenn ein Biss angeschlagen wird. Auch das Spiel des Köders wird stark beeinträchtigt durch die zusätzliche «Aufhängung» am hinteren Bereich des Gummis. Da Gummifische am Schwanz schmaler sind, kann man auch keine allzu grossen Drillinge montieren und riskiert dadurch aufgebogene Haken. Wenn dort trotzdem ein grosser Drilling montiert wird, stört das den Lauf massiv und provoziert äusserst viele Verhedderungen. Und nicht zuletzt sind grosse Haken am Schwanz viel auffälliger als seitlich montierte, mit der Ködersilhouette verschmelzende Stinger.
Die meiner Ansicht nach einzige brauchbare Variante, um einen Angstdrilling am Schwanz zu befestigen, ist folgende: Das Stahlvorfachstück mit einer Ködernadel durch den Gummifisch ziehen und den Drilling ganz im Schwanzteller rausschauen lassen. Dafür muss aber der Gummifisch recht voluminös und das Vorfachmaterial ausreichend flexibel sein. Mit Flexonit mache ich hierbei die besten Erfahrungen. Die Montage eines solchen Drillings im Gummifisch ist aber wirklich aufwendig und auch nicht sehr langlebig. Zudem wird das Spiel des Gummifischs bei langsamer Führung beeinträchtigt.
Man kann Drillinge auch am Bauch des Gummifischs montieren. Wenn man aber damit am Grund fischt, ist die Hängergefahr gross und man sammelt mehr Gewächs auf. Dafür ist der Schwerpunkt besser austariert. Wird der Drilling auf dem Rücken montiert, hat man weniger Hängergefahr, aber die Montage des Drillings kommt dem Jighaken öfter in die Quere und ruiniert den Lauf. Ein guter Lauf des Gummifischs bringt am Ende des Tages mehr gefangene Fische als ein schlecht laufender Gummifisch mit unvorteilhaften Angstdrillingen!
Schluss mit Stingerexperimenten
Unter den vielen möglichen Angsthakenvarianten bevorzuge ich klar die seitliche Montage am Gummifisch. So hat man nur wenige Hänger am Grund und die Hakenspitzen decken den wichtigsten Bissbereich ab. Erst recht bei hochrückigen und seitlich abgeplatteten Gummis ist eine seitliche Montage nicht zu schlagen. Wenn nämlich der Hecht den Gummi im Maul quer auf die flache Seite legt, kann der Jighaken am Rücken gar nicht greifen! Und genau das passiert bei einem solchen Köder in vielen Fällen. Ich bevorzuge für das Fischen mit Jigs daher eher rundliche Gummis, da man mit einer gedrungenen Form weniger solche Fehlbisse hat als mit flachen und hochrückigen Formen. Zudem spielen Gummis mit rundem Querschnitt besser am Jighaken als seitlich abgeplattete, finde ich.
Montage eines kurzen Seitendrillings
Zum Hechtfischen setze ich meistens 9 bis 16 cm lange Gummis an 7 bis 30?g schweren Jigs ein. Damit habe ich die besten Erfolge. Bei den kleinen Hechtködern verzichte ich grundsätzlich auf einen Angstdrilling, denn die Bissverwertung bei kurzen Gummis ist auch mit dem Jighaken allein ganz gut. Ab 13 cm setze ich auf den kurzen Seitendrilling.
Ich montiere Angstdrillinge nur noch an einsträngigem 10 bis 25 kg tragendem Titan. Bei einem weicheren Kevlar oder einem unauffälligeren Fluorocarbon riskiert man mit dem Angstdrilling zu viele Abrisse. Denn ein Angstdrilling greift meistens tiefer im Maul des Hechts und somit ist dessen Vorfach der massiven Bezahnung der Hechte voll ausgesetzt. Dabei wird es rascher beschädigt und kann schlimmstenfalls sogar durchgetrennt werden. Daher verwende ich dafür auch keine vielsträngigen Flexonit-Stahlvorfächer mehr. Diese sind zwar weicher, aber beginnen bereits nach wenigen Hechtkontakten zu kringeln und weisen gerissene Stränge auf. Das Vorfach des Angstdrillings braucht auch nicht so unauffällig zu sein wie das Vorfach zum Köder. Denn die abstehenden Drillingshaken sind ohnehin mindestens ebenso auffällig wie das Drillingsvorfach. Wie diese Haken verschmilzt auch dieses kurze Stück mit der Ködersilhouette. Und keinesfalls wähle ich das Vorfach des Angsthakens dünner als das Vorfach zum Köder, denn die Kräfte, welche auf den Angstdrilling einwirken, sind grösser als jene auf das Ködervorfach.
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