08 | 05 | 2019 | Praxis | 0 | 8880 |
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Der Käferli-Löffel
Eine Hommage an meinen Liebling
Dürfte ich auf die einsame Insel nur den einen Raubfischköder mitnehmen, so würde ich den Käferli-Löffel wählen. Auch weil ich ihn in unzähligen Varianten kombinieren kann.
Mit keinem Raubfischköder habe ich mehr gefischt, mit keinem Raubfischköder habe ich mehr gefangen und für nichts auf der Welt würde ich ihn aus meiner Köderbox verbannen: Der Käferli-Löffel.
Über die letzten 20 Jahre habe ich mittlerweile die ganze Palette der Erfolgsgaranten von Glardon-Stucki ausprobiert, in allen Grössen und in allen Farben. Fängig sind sie alle. Nach all den Erfahrungen beschränke ich mich mittlerweile aber auf den grössten der Serie «Käferli Leicht». Ganz einfach darum, weil sich damit auch die grösseren Fische fangen lassen. Kleinere Fische lassen sich davon aber nicht abschrecken. Wie oft habe ich es schon erlebt, dass sich ein Egli von gerade mal 12 cm an der mit einem Tintenfischli garnierten Variante vergreift, das Egli die Gesamtköderlänge also um nicht einmal 5 cm überragte. Am meisten überzeugt mich der Universal-Raubfischköder schlechthin aber mit seiner Eigenschaft, dass er sich nahezu grenzenlos kombinieren lässt. Das reicht von besagtem Tintenfischli zum schlanken 3- bis 6-Inch-Gummi mit Schaufelschwanz bis hin zur Tube.
Haken, Bebleiung und Vorfach
Weil ich den Käferli-Löffel nur kombiniert anbiete, ersetze ich den mitgelieferten Drilling mit einem Einzelhaken, dessen Grösse sich nach der Länge des gewählten Trailers ausrichtet. Auf einen Drilling lassen sich meine Lieblingstrailer schlicht nicht anbringen und auf den Widerhaken, wo gestattet, verzichte ich auch nicht gerne, zumal ich bei dieser Technik eine eher höhere Fehlbissrate habe. Fische ich damit in unseren Breiten, d. h. vornehmlich auf Egli, verwende ich ein 15-Gramm-Blei. Nach längerem Ausprobieren hat sich das
gelochte Laufblei mit Perle vor dem Wirbel als geeignetste Bebleiung erwiesen. Fische ich damit im Meer in Norwegen, meiner Lieblingsdestination, mit teilweise starker Strömung und grösserem Trailer, mussten es auch schon bis zu 100 Gramm in Form eines Inline-Distance-Bleis sein, um die gewünschte Weite und Tiefe zu erreichen. Als Vorfach verwende ich bei der Variante mit dem Tintenfischli oder dem Kleingummi auf Egli ein 40er-Fluorocarbon. Das klingt etwas dick, ist es aber gar nicht, da sich die Egli kaum daran stören, ich aber die kleineren Hechte bis maximal 70 cm, die sich eben manchmal auch darauf stürzen, dafür nicht nur haken, sondern auch landen kann. Bei dickeren Vorfächern verlängert sich ausserdem die Zeit der Absinkphase, was mir bei dieser Fischerei regelmässig den einen oder anderen Fisch mehr einbringt. Bei der Variante mit der grösseren Tube oder dem grösseren schlanken Gummi als Trailer gehe ich, insbesondere in Norwegen, nicht unter ein 70er-Fluorocarbon. Das Vorfach sollte zwischen 50-120 cm lang sein. Kürzer empfiehlt sich nicht wegen der Scheuchwirkung des Bleis, und länger lohnt sich ebenso wenig, weil sich die Montage dann nicht mehr gut werfen lässt. Je länger das Vorfach gewählt wird, desto intensiver ist der ausschweifende Flattereffekt des Käferlis, was besonders bei höheren Temperaturen und aggressiverem Beissverhalten von Vorteil ist.
Werfen mit dem Käferli
Das Werfen mit dem vorbebleiten Käferli ist insofern eine Herausforderung, als es regelmässig zu Verwicklungen kommen kann, wenn man einem Punkt nicht besondere Beachtung schenkt: Wirft man die Montage aus wie jede andere, fliegt das Blei dem Löffel voraus, sodass dieser zur Hauptschnur ausgerichtet auf dem Wasser auftrifft und sich oft mit der Hauptschnur verheddert. Um dies zu vermeiden, sollte der Wurf kurz vor dem Auftreffen auf die Wasseroberfläche mit dem Schliessen des Rollenbügels abgebremst werden, sodass sich die ganze Montage wieder streckt und das Käferli hinter dem Blei landet. Ist der Bügel einmal zu, kann man gleich die Montage langsam absinken und den Schnurbauch sich strecken lassen. Oft genug folgen die Bisse sogar schon in der Absinkphase.
Die Köderführung
Meistens fische ich das Käferli wie einen Schleppköder, d. h. ich kurble die Montage, sobald sie auf der gewünschten Tiefe ist, mit möglichst ruhiger Rutenführung, gleichmässigen Umdrehungen und ohne Unterbrüche zu mir, bis der Biss erfolgt und ich anschlagen kann. Versuche mit ruckartigen Jigg-Bewegungen haben sich mit dem Käferli als nicht erfolgreich erwiesen. Entscheidend ist es, das richtige Tempo zu erwischen, damit sich das Blatt des Löffels schnell genug um die eigene Achse dreht, aber nicht so schnell, dass die zu schnellen Umdrehungen eine Scheuchwirkung zur Folge haben. Hat man die richtige Geschwindigkeit einmal gefunden, äussert sich das in einem leichten Flattern der Rutenspitze. Will ich für einmal trotzdem etwas mehr Action in die Sache bringen, gibt es aber eine weitere Form der Köderführung, die die Anzahl der Bisse zwar etwas verringert, dafür definitiv mehr Grossfischpotenzial hat. Ich nenne sie den «sterbenden Schwan»: Ich drehe den Löffel wie oben beschrieben ein, öffne zwischendurch aber den Rollenbügel, lasse die Montage 2 bis 5 Meter absacken, schliesse den Bügel wieder und erwecke sie danach mit regelmässigen Kurbelumdrehungen sachte wieder zum Leben. Meistens erfolgt der Biss kurz nachdem ich wieder Tuchfühlung aufgenommen habe und der Löffel sein charakteristisches Flattern zeigt.
Anwendungszeiten und -orte
In hiesigen Gewässern fische ich den Käfer-Löffel vor allem in den Monaten Mai bis September. Ich kenne aber Schleppfischer, die noch bis tief in den November damit ihre Fische fangen, indem sie ihn einfach deutlich tiefer anbieten. Bei Tageslicht fange ich damit eindeutig mehr als bei Sonnenauf- oder untergang, was für diejenigen Fischer von Vorteil ist, die es bei den ersten Sonnenstrahlen des Tages noch nicht ans Wasser schaffen. Zur Frage, wo der Allroundköder in einer meiner drei Lieblings-Kombinationen sonst noch sein Einsatzgebiet hat, kann ich nur sagen: Ich habe überall auf der Welt, wo ich damit bisher gefischt habe, meine Fische fangen können. Das geht von Schweden über Madeira nach Griechenland hin zu Norwegen, Irland, Schottland über Frankreich nach Istrien bis wieder zurück in die Schweiz.
Welche Farbe zieht am besten?
Wenn ich das nur wüsste. Fest steht einzig, dass alle Farben funktionieren. Mein Favorit ist aber der Grüne. Ich fange damit wohl am besten, weil ich ihn am meisten fische. Er kommt bei mir vor allem im Frühling und Herbst zum Einsatz, weil Grün so herrlich unaufdringlich ist. Der Löffel selbst macht ja schon «Theater» genug. Zwei Tendenzen haben sich im Verlauf von 20 Jahren Fischerei mit dem Käfer-Löffel aber dennoch herauskristallisiert: Je höher die Wassertemperatur, desto besser zieht der auffälligste unter ihnen, namentlich der rote. Als zweite Tendenz ist zu erwähnen, dass bei Salmoniden insbesondere der blaue seine Wirkung entfalten kann. Weil ich die Löffel ja nur in Kombination mit einem Trailer verwende, ist die Farbe des Trailers aber mindestens ebenso relevant, da der Biss schliesslich auch auf diesen erfolgt. Beim Trailer folge ich dem Muster: Je höher die Wassertemperatur und je besser die Sichtverhältnisse, desto knalliger wähle ich meine Farben. Aber wie gesagt, hier geht probieren klar über studieren.
Der Käferli-Löffel als Unikat
Worin sich die vorbebleite Variante mit dem kombinierten Käfer-Löffel von allen anderen mir bekannten Raubfischtechniken abhebt, ist ihr einzigartiger Lauf. In der richtigen Geschwindigkeit zum Flattern gebracht, schafft der handgefertigte Löffel den Spagat zwischen monotonem Drehen der Schaufel, der dem Raubfisch genug Zeit zum Inspizieren des Köders gibt, und offensichtlicher Provokation durch einen am besten noch aromatisierten Trailer, der die geballte Ladung an Reizen gebührend abschliesst. Zugegeben, es gibt Phasen, da zieht der eine oder andere angesagte Wobbler mehr Fische an. Und an einem schmalen Bach ist es nicht gerade einfach, die vorbebleite Montage sauber auszubringen. Hat man jedoch Platz genug und den Dreh einmal raus, bringt der Käfer-Löffel mit seinen mächtigen Druckwellen zuverlässig Fische wie kein zweiter. Fehlt eigentlich nur noch eine XL-Variante des «Käferli Leicht», an die man auch einen über 15 cm langen Gummi heften und damit auf Grossfische abzielen kann.
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