22 | 11 | 2022 | Praxis | 0 | 7903 |
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Einsteiger Winterfischen | 6 Regeln für den Erfolg
Im Winter sind die Spielregeln am Wasser und unter Wasser anders als im Sommer. Wo man in der warmen Jahreszeit Fische in der Uferzone beobachten konnte, herrscht jetzt gähnende Leere. Trotzdem kann das Fischen im Winter sehr erfolgreich sein. Wir zeigen Euch, worauf es sich zu achten lohnt.
Wenn die Tage kurz und die Temperaturen niedrig werden, verräumt so mancher Fischer sein Gerät im Keller, um sich anderen Dingen zu widmen. Kein Wunder: Wer ist schon gerne bei Schnee und Kälte stundenlang draussen? Vielen Fischen, die bekanntlich wechselwarme Tiere sind, geht es da nicht anders. Ihr Stoffwechsel fährt herunter, sie bewegen sich kaum und fressen entsprechend wenig. Bisse sind Mangelware. Wer aber jetzt den ungemütlichen Wetterbedingungen trotzt, hat besonders bei den Raubfischen gute Chancen, seine besten Fische des Jahres zu fangen. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass der Angeldruck im Vergleich zur warmen Jahreshälfte abnimmt, die Fische ihre Scheu ablegen und hemmungsloser zupacken. Um im Winter erfolgreich zu sein, muss man allerdings seine Vorgehensweise im Vergleich zu Frühling, Sommer oder Herbst verändern.
1 | Stellenwahl: Fische finden!
Im Winter ist die richtige Stelle zu finden besonders zentral. Die Anzahl an Bereichen im Gewässer, wo sich die Fische bei den winterlichen Bedingungen noch einigermassen wohlfühlen, hat stark abgenommen und die Fische sind im Gewässer weniger verstreut als im Sommer. Besonders in Fliessgewässern sind jetzt tiefe Stellen mit geringer oder gar keiner Strömung interessant, weil die Fische sich dort weniger bewegen müssen. In unseren Seen ist jetzt meistens oberhalb von zehn Metern Wassertiefe nicht viel los. Vor allem Egli ziehen nun in grossen Schwärmen in der bevorzugten Tiefe umher. Das macht die Suche nicht ganz einfach, doch wenn sie geglückt ist, findet man häufig eine grosse Ansammlung von Fischen. Wer vom Ufer aus fischt, hat an Hafenanlagen die besten Karten. Ist das Wasser rund um die Häfen tief genug, sind sie fast immer vielversprechend. Ein guter Hinweis, ob die Futterfische und mit ihnen auch die Raubfische vor Ort sind, ist das Vorhandensein von Haubentauchern. Sind diese bei ihrer Jagd erfolgreich, ist man am richtigen Ort.
2 | Grosse Seen: Direkt am Grund fischen
Grundsätzlich orientieren sich die meisten Fische im Winter in Richtung Gewässergrund. Das hat mit den physikalischen Eigenschaften von Wasser zu tun. Wasser hat bei einer Temperatur von vier Grad Celsius die grösste Dichte und sinkt darum an den Gewässergrund. Entsprechend finden die Fische bei Lufttemperaturen, die unter vier Grad Celsius liegen, am Gewässergrund das wärmste Wasser. Ideale Bedingungen für das vertikale Fischen also, bei dem man die Köder langsam präsentieren und sie den Räubern so lange vor die Nase halten kann, bis sie irgendwann zupacken. Nebst dem Dropshot oder Ned-Rig (siehe auch Seite 20) ist vor allem jetzt der tote Köderfisch ein optimaler Köder.
3 | Kleine Gewässer: Sonnenschein und Flachwasser
Nicht immer ist das wärmste Wasser am Grund zu finden. Besonders an kleinen Gewässern kann ein flaches Ufer, welches dem Wind zugewandt ist, bei Sonnenschein plötzlich zum Leben erwachen. Hier erwärmt sich das Wasser deutlich schneller und kann dadurch zum Nachmittags-Hotspot werden. Dann sind plötzlich im Februar Hechte im Flachwasserbereich kleinerer Seen auf Nahrungssuche anzutreffen und beissen wie im Sommer. Auch menschliche Einflüsse gilt es im Winter zu beachten. Überall dort, wo erwärmtes Wasser in Gewässer geleitet wird, ist im Winter mit Fischen zu rechnen.
4 | Köder: richtig gross – oder richtig klein
Die Winterzeit ist generell eher eine Zeit für grosse Köder. Das liegt erstens daran, dass die meiste Fischbrut, die im aktuellen Jahr geschlüpft ist, bereits Zeit zum Wachsen hatte und deswegen nur wenig ganz kleine Jungfische vorzufinden sind. Ausserdem bevorzugen die Räuber in dieser Jahreszeit generell grössere Beutefische, weil bei ihnen das Verhältnis zwischen Energieaufwand für die Jagd und Energieertrag beim Fressen günstiger ist als bei kleineren Fischen. Im Sommer, wenn die Temperaturen hoch sind, spielt dieses Verhältnis eine geringere Rolle.
Doch auch kleine Köder können erfolgreich sein. In Ländern, in welchen durchs Eis auf Egli gefischt wird, gilt die Mormyschka – ein winzig kleiner Jigkopf mit kleinem Wurmstück – als bester Köder. Auch wer es auf Weissfische abgesehen hat, für den gilt jetzt die Devise «Weniger ist mehr». Einzelne Maden am dünnen Einzelhaken gelten aktuell als Topköder.
5 | Köderfarben: gute Sichtbarkeit
Im Winter ist das Wasser oft klarer als im Sommer. Das hat damit zu tun, dass bei geringeren Temperaturen und weniger Sonnenlicht keine Algenblüte stattfindet, die das Wasser eintrübt. Man würde also annehmen, dass natürliche Farben besonders effektiv sind. Das ist nicht falsch, gilt aber nur für geringe Wassertiefen. In grossen Wassertiefen ist es auch im Winter eher dunkel, und entsprechend schlecht sichtbar sind natürliche Farben. Fluoreszierende Farben können jetzt besonders gut sein. Dies gilt insbesondere für bewölkte Tage. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Vor allem beim winterlichen Eglifischen gilt, dass die sonnigste Zeit des Tages am besten ist. Und sind die Sichtverhältnisse gut, so greift man besser zu dezenten und natürlichen Köderfarben.
6 | Köderführung: schön langsam
Insbesondere beim Spinnfischen gilt es, das Präsentationstempo dem insgesamt verlangsamten Leben unter Wasser anzupassen. Wer seine Köder in Hochgeschwindigkeit durchs Wasser kurbelt, hat schlechte Karten. Viel zu gross wäre der Energieaufwand für Hecht & Co., um dem Köder nachzujagen. Es gilt, seine Köder möglichst im Zeitlupentempo anzubieten und es den Räubern so möglichst einfach zu machen, sich den Köder zu schnappen. So kann man zum Beispiel Dropshot-Montagen einfach langsam und gleichmässig über den Grund ziehen. Alles andere wäre unnatürlich, denn Köderfische sind genau wie die Raubfische auch wechselwarme Tiere und im Winter wie diese am liebsten im Zeitlupentempo unterwegs.
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