Meine liebsten Drei
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24 | 01 | 2020 | Schweiz | Praxis | 0 | 10133 |
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Das Eisfischen hat sich in der Schweiz von der exotischen Nische längst zum Trend entwickelt. Viele Fischer haben das Eisfischen für sich entdeckt und freuen sich jedes Jahr auf tragfähiges Eis. Aber noch gibt es ebenso viele Petrijünger, die den Schritt auf das Eis bisher nicht gewagt haben. Dieser Zug ist jedoch noch lange nicht abgefahren und im Februar sind die Eisdecken meist dick. «Petri-Heil» fasst den aktuellen Stand der Eisfischerei(technik) zusammen.
Eine Schneedecke liegt auf dem gefrorenen Gewässer und die Landschaft ist blendend weiss. Man kann sich das Leben im Bergsee unter der Eisdecke kaum vorstellen. Das dicke Eis und der Schnee tauchen das kristallklare Wasser in ein blasses Zwielicht. Die im Sommer quirlig am Ufer umher flitzenden Elritzen verstecken sich träge am Grund zwischen abgestorbenen Wasserpflanzen und Steinbrocken. Doch nicht alle Seebewohner verharren still im kalten Wasser. Die an das arktische Leben angepassten Namaycush ziehen im Dämmerlicht unter dem Eis aktiv umher auf der Suche nach Fressbarem. Die wohl besten Chancen für einen grossen «Kanadier» bieten sich beim Eisfischen. Aber auch Seesaiblinge, Bachsaiblinge, Regenbogenforellen und seltener Bachforellen lassen sich beim winterlichen Bergseefischen auf dem Eis überlisten.
Zu Beginn war das alpine Eisfischen in der Schweiz nur auf ganz wenige Gewässer beschränkt. Mit der zunehmenden Beliebtheit und den positiven Erfahrungen auch vonseiten der Behörden und des regionalen Tourismus hat sich die Anzahl der im Winter befischbaren Alpenseen auf zehn erhöht. Aktuell ist das Eisfischen für die fischende Öffentlichkeit gestattet in den vier Berner Bergseen Engstlensee (1), Arnensee (2), Öschinensee (3) und Hinterstockensee (4), im Kanton Obwalden auf dem Melchsee (5) und dem Tannensee (5), in Schwyz auf dem Seeblisee (6, Hoch-Ybrig), im Kanton Glarus am Stausee Garichti (7) und seit 2019 auch auf dem Oberblegisee (8). Ebenso relativ neu ist die Eisfischerei auf dem Silsersee (9), bis auf weiteres die einzige Möglichkeit im Kanton Graubünden. Der Patentbezug, die geltenden Regeln und die vorkommenden Fischarten sind unterschiedlich und man sollte sich ausreichend früh über das mögliche Ziel informieren. Die Hälfte der genannten Seen wird privat bewirtschaftet und limitieren den Zutritt für die Tagesgäste zum Teil ziemlich restriktiv. Auch am Silsersee wird nur eine beschränkte Anzahl Patente pro Tag ausgegeben. Wer auf sicher gehen möchte, sollte sich früh genug um eine Anmeldung am gewünschten Gewässer bemühen. Abgesehen von diesen Bergseen gibt es auch in tieferen Lagen etliche Gewässer, die zufrieren können und wo die Eisfischerei grundsätzlich möglich wäre. Jedoch schwinden hier die Chancen auf tragfähige Eisflächen angesichts der milderen Winter zunehmend. Die Schweizer Eisfischerei dürfte bis auf weiteres hauptsächlich auf die dafür zugänglichen Bergseen und deren Salmoniden beschränkt bleiben. Aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass künftig weitere Seen für die Eisfischerei zugelassen werden.
Beim Eisfischen gelten grundsätzlich die selben Bedingungen wie sonst im Wintersport. Es ist sprichwörtlich eiskalt und dementsprechend zieht man sich an. Aber anders als beim Skifahren bewegt man sich während des Fischens weniger und die Kälte kriecht langsam, aber sicher vom Eis hinauf in die Füsse. Gutes Schuhwerk und Fusswärmer in den Socken können zum alles entscheidenden Faktor werden. Je nach Witterung hat es unter dem Schnee über dem Eis regelmässig auch eine Schicht Wasser. Die Winterstiefel sollten daher unbedingt wasserdicht sein oder man behilft sich mit Schneeschuhen, um nicht einzusinken. Es lohnt sich auch, einen Schlitten als Sitzgelegenheit und Transportvehikel mitzunehmen. Am Öschinensee kann der Fischertag zudem mit einer spektakulären Talabfahrt beschlossen werden! Bewegung und Gelegenheit zum Aufwärmen bieten sich beim Eisbohren. Zugegeben: der Eisbohrer ist ein schweres, klobiges und mit den scharfen Klingen auch ziemlich gefährliches Ding. Doch ohne ihn steht man auf dem gefrorenen See ziemlich verloren da.
Für das Eisfischen muss es nicht unbedingt eine der charakteristischen Eisruten sein. Eine kurze Spinnrute tut es auch. Wichtiger sind grosse Rutenringe und der Einsatz einer soliden 30er monofilen Hauptschnur. Denn beim Eisfischen ist das Anfrieren ein grosses Thema. Sind die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, wird das Fischen zu einem «Kerzenziehen». Beim Anheben und Sinkenlassen des Köders kann man dabei zusehen, wie sich die Schnur an der Wasseroberfläche in einen Eiszapfen verwandelt. Fischt man dann eine Rute mit feinen Ringen und sensibler Spitze, passieren schnell hässliche Dinge ... Und mit einer Geflochtenen riskiert man das Anfrieren der Schnur auf der Rolle. Das kostet Nerven und Bisse. Herrscht hingegen Tauwetter mit Temperaturen über dem Nullpunkt, kann der Einsatz einer geflochteten Hauptschnur mit einem Fluorocarbon-Vorfach Vorteile durch die deutlichere Bisserkennung bringen. Den Ärger mit dem Gefrieren vermindern kann man zudem mit einigen Tropfen Speiseöl. Ein feiner Ölfilm reduziert die lästige Eisbildung während des Fischens.
Beim Eisfischen stehen prinzipiell und im Rahmen der geltenden Vorschriften alle Möglichkeiten der vertikalen Fischerei offen. Es stellt sich die Frage, mit welchen Fischen am betreffenden Gewässer zu rechnen ist und welche davon man ins Visier nimmt. Schätzt man die Fischerei auf die kulinarisch hochwertigen, dafür eher kleineren Seesaiblinge? Möchte man «einfach was fangen, egal wie gross», bietet sich die Fischerei mit kleineren Naturködern wie Bienenmaden, Lachseiern, Forellenteig, Würmern oder kleinen Köderfischen an. Diese können im Freiwasser oder knapp über Grund angeboten werden. Als Bissanzeiger kann man einen Zapfen benützen (Anfrieren beachten) oder die mit einem Glöcklein versehene Rutenspitze. Wo erlaubt, lohnt sich auch der Einsatz einer Hegene, wobei die Nymphen meistens mit Bienenmaden und dergleichen garniert werden. Manchmal zappeln gleich mehrere Saiblinge an einer solchen Montage.
Wer es eher auf die grösseren Exemplare und insbesondere die grossen Namaycush abgesehen hat, setzt eher auf Köderfische und den «Schlund» am Bleikopfsystem, Gummiköder oder Vertikal-Jigs. Die Bissfrequenz ist bei der aktiven Fischerei mit grösseren Ködern geringer, doch dafür sind die gelandeten Fische oft grösser und die Chancen auf einen richtig kapitalen Fang stehen besser. Dementsprechend sollte das Material gewählt werden und die verwendete Rute über ausreichend Rückgrat verfügen, um auch einen potenziellen Riesen zu bändigen.
Man kann seinem Eisfischerglück nachhelfen, indem man systematisch vorgeht und nicht nur auf «gut Glück» Löcher bohrt. Vorgängig kann man sich informieren, interessante Stellen identifizieren und eine bewusste Köder- und Platzwahl treffen. Auch ein portables Echolot kann man auf dem Eis einsetzen. Wer mit einem konkreten Plan auf dem Eis steht und weiss, was er tut, fischt auch beharrlicher mit einem grösseren Vertrauen. Und genau das macht oft den entscheidenden Unterschied!
Im internationalen Vergleich wird die Schweizer Eisfischerei auf einem bescheidenen Niveau betrieben. Neugier und Experimentierfreude werden nicht selten belohnt. Wer sich beispielsweise über die Eisfischerei in Nordamerika informiert, kann daraus viele Anregungen gewinnen. Bereits haben es einige «Jaw Jacker» und Unterwasser-Kameras aufs Schweizer Eis geschafft. Weitere Trends aus Übersee werden wahrscheinlich folgen, insbesondere auch was die verwendeten Köder betrifft. Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft und man kann gespannt sein, was uns auf dem Eis noch alles begegnen wird.
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