Kaltstart im Tessin
24 | 01 | 2018 SchweizText & Fotos: Erich Bolli 06432
24 | 01 | 2018 Schweiz
Text & Fotos: Erich Bolli 0 6432

Kaltstart im Tessin

Am Morgen des 20. Dezember zweifelten viele Tessiner Seefischer daran, ob die Forellen bei diesen tiefen Minustemperaturen beissen würden. Doch sie bissen – nicht zu knapp – auf Köderfische am System, auf Löffel und Perlmutterspangen, und zwar vor allem gleich nach dem Start ab 12 Uhr; am späteren Nachmittag liess die Beissfreudigkeit eher nach.


Es ist der kälteste Morgen in diesem Dezember», bemerkte mein Skipper Willi bei unserer Begrüssung im Sportfischerhafen von Tenero, «hoffentlich sind die Seeforellen immun gegen die Kälte und beissen trotzdem.» Abgesehen von der eisigen Temperatur waren die Bedingungen auf dem Lago Maggiore eigentlich ideal zum Schleppen auf Seeforellen: Leichte Brise mit etwas gekräuselter Wasseroberfläche, grelle Sonneneinstrahlung, in der die Köder in den Brechungen des bewegten Oberflächenwassers verführerische optische Reize ausstrahlten.

Die Fischer des Locarnese (um die 50 Boote) durften zufrieden sein, es wurde insgesamt recht gut gefangen, sogar etwas besser als im Vorjahr. Beim traditionellen «Forellenwägen» in Locarno, organisiert und durchgeführt durch Mauro Ambrosini, wurden total 46 Forellen auf die Waage gelegt, davon mehrere mit einer Länge zwischen 50 und 60 cm. Das Durchschnittsgewicht betrug 895 Gramm. Zu bemerken ist dabei, dass einige Fischer auch das Patent für die italienische Seite des Lago Maggiore besitzen und ihre Fische jeweils dort fangen. Jenseits der Grenze scheint es etwas mehr Forellen zu haben, dafür aber eher kleinere.

Die acht Boote der Gambarognese-Fischer brachten im Durchschnitt einen Fisch pro Boot nach Hause, etwas weniger als letztes Jahr. Zahlreiche Untermassige (Fangmass 40 cm) wurden zurückgesetzt.

Auf dem Luganersee wurde ebenfalls ansprechend gefangen. Auf der zentralen Piazza in Lugano, wo die Fischer des Vereins «Sezione Pesca Golfo di Lugano» am Abend die gefangenen Fische präsentierten, konnte man um die 20 Forellen bewundern. Die grösste wog stolze 2,7 Kilogramm.

Im südlichen Teil des Luganersees (Agno Bacino Sud-Ceresiana) waren etwa 25 Boote unterwegs und es wurden 18 Forellen erbeutet, darunter auch eine stattliche Regenbogenforelle mit 2,1 Kilogramm.

Es berührt mich jedes Jahr von Neuem, in was für einer freudigen, festlichen Atmosphäre die Tessiner Fischer ihren lange herbeigesehnten Eröffnungstag begehen und wie sie die Öffentlichkeit miteinbeziehen. In Locarno findet das «Fischwägen» im Restaurant Rondalli bei einem exklusiven Apéro statt. Jedermann kann ins Restaurant kommen, dabei sein und mitfeiern. In Gambarogno treffen sich die Fischer am Abend nach der Eröffnung zu einem feinen Nachtessen und nehmen eine Prämierung der erfolgreichsten Fischer vor. In Lugano werden die gefangenen Forellen auf der Piazza ausgestellt und können von den Passanten bewundert werden. Die erfolgreichsten Fischer werden ebenfalls mit einem kleinen Präsent geehrt. Niemandem würde es hier einfallen, über die Fischer eine negative Bemerkung zu machen, wie es in der Deutschschweiz leider nur allzu oft geschieht.

 Erster Biss schon beim Auslassen der Zügel. Leider verabschiedete sich der Fisch gleich wieder.

Erster Biss schon beim Auslassen der Zügel. Leider verabschiedete sich der Fisch gleich wieder.

 Später hat es geklappt: Willi freut sich über seine hart erarbeitete 48er.

Später hat es geklappt: Willi freut sich über seine hart erarbeitete 48er.

 Roger Wyss war mit seiner selbst verfertigten Perlmutterspange wieder für eine Überraschung gut: Regenbögler 2,1 Kilo.

Roger Wyss war mit seiner selbst verfertigten Perlmutterspange wieder für eine Überraschung gut: Regenbögler 2,1 Kilo.

 Mauro Ambrosini will es beim Fischwägen genau wissen.

Mauro Ambrosini will es beim Fischwägen genau wissen.

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