18 | 11 | 2020 | Video | 0 | 6860 |
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Quo vadis Lachs
Mit viel Fingerspitzengefühl dokumentiert ein sehenswerter Youtube-Film die Versuche, den Atlantischen Lachs in Deutschland und der Schweiz wieder anzusiedeln. «Petri-Heil» hat sich den gelungenen Low-Budget-Dokumentarfilm angesehen.
Auf erstaunlich professionellem Niveau setzen die beiden Studenten Jonas Steiner und Kristof Reuther mit viel Hingabe die Wiederansiedlungsversuche des Atlantischen Lachses im Rhein und seinen Nebenflüssen ins Bild. Dabei treffen sie sich mit gut ausgewählten authentischen Interviewpartnern und verwenden eindrückliches Bildmaterial rund um die «Generationenaufgabe Wiederansiedlung». Die Probleme, mit denen der Lachs beim Auf- und Abstieg zu kämpfen hat und hatte, sind zahlreich: Riesige Querverbauungen wie das Tidesperrwerk Haringfliet in Holland oder die zahlreichen Dämme des stark geschützten Bibers in den Zuflüssen, die mangelnde Durchgängigkeit bei Wasserkraftwerken, die Gewässerverschmutzung generell, die Rheinkorrektur durch Tulla, der Frassdruck von relativ neuen Prädatoren wie Kormoran und Wels, die fatale Sogwirkung der Schiffspropeller und vor allem das Wegbrechen der Laichplätze. Im Zusammenhang mit der Schweiz wird als Zäsur der Brand von Sandoz 1986 erwähnt, beim welchem eine rote Giftflut in den Rhein bei Basel gelangte und den Fischbestand auf Jahre hinaus geschwächt hatte. Als matchentscheidend dafür, ob der Lachs es wieder vermehrt nach Basel schafft, wird ein französischer Kraftwerksbetreiber genannt, der noch ganze drei Kraftwerke fischgängig machen muss.
Am Willen mangelt es nicht
Aber es gibt auch Lichtblicke: Der Film lässt zahlreiche Protagonisten zu Wort kommen, die von ihren Erfahrungen und ihrer engagierten Arbeit berichten. Beim behutsamen Besatz, im Monitoring der Vermehrung und der Rückkehrer sowie in der Unterstützung der Naturverlaichung erzählen sie von hart erarbeiteten Erfolgen. So der Bericht des deutschen Fischökologen Jörg Schneider, der vom erhebenden Gefühl berichtet, das ihn erfasst, wenn er einen fast meterlangen Rückkehrer sehen kann. Auf Schweizer Seite ist es Christian Hossli vom WWF Schweiz, der die einst allgegenwärtige und noch immer kulturelle Verankerung des Lachses in der Stadt Basel hervorhebt und die verschiedenen Kunstaktionen rund ums Projekt «Lachs Comeback» zeigt.
Fast wie eine Profi-Produktion
Alles in allem erinnert «Lachs – quo vadis» an Filme von ähnlicher Machart aus der Werkstätte von Netflix. Einzig die zum Teil etwas holprigen Szenenwechsel erinnern daran, dass hier nicht Profis mit einem Millionenbudget am Werk waren. Die immer wieder geschickt eingefügten Drohnenaufnahmen und mehr noch die an die Stimmung anpasste Unterlegung der Interviewabschnitte mit Musik sind ziemlich beeindruckend. Der Film ist auch ohne weiteres TV-tauglich. Man kann den begeisterten jungen Filmemachern darum nur viel Glück wünschen, wenn sie mit ihrem Projekt auch noch Spenden für einen gemeinnützigen Verein im Gewässerschutzbereich sammeln.
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