30 | 08 | 2024 | Praxis | 0 | 709 |
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So ticken Spätsommer-Egli
Der Egli ist in der Schweiz als Zielfisch beliebt und in fast jedem Gewässer anzutreffen. Gerade jetzt im Spätsommer, wenn das Wasser noch warm ist, sind die Egli aktiv und lassen sich mit den verschiedensten Methoden überlisten. In diesem Artikel tauchen wir genauer in die faszinierende Welt dieser Fischart ein.
Das Verhalten unserer hochrückigen Stachelritter ist stark von der Wassertemperatur und vom Wetter abhängig. Ihre optimale Futterverwertung liegt bei einer Wassertemperatur von 22 bis 23 Grad. Unter diesen Umständen haben sie die besten Voraussetzungen, um Nährstoffe aus der Nahrung zu ziehen und dementsprechend zu wachsen. Je konstanter die Wettergegebenheiten jetzt sind, desto besser lassen sich die kammschuppigen Räuber lesen und berechnen. Schnelle Wetterwechsel hingegen müssen sich nicht zwingend negativ auf das Beissverhalten auswirken, haben aber meistens einen Einfluss auf die allgemeine Aktivität. Gerade auf kurze, intensive Regenfälle an heissen Tagen folgen gerne Fressorgien an der Oberfläche. Mit dem passenden Oberflächen-Köder kann man dabei sensationelle Momente erleben. Während solchen Phasen drängen Egli ihre Beute gerne ins Flachwasser oder gegen Strukturen wie Spundwände, Boote in Häfen oder Brückenpfeiler.
Geraubt wird meistens im Schwarm, wobei dieser mit der Grösse der Fische kleiner wird. Wirklich grosse Egli sind meist nur als kleine Gruppe unterwegs. Während im Frühjahr Larven und Brutfische die Hauptnahrung bilden, sind die Futterfische im September etwa fingerlang. Genau die Grösse unserer Wobbler und Gummifische … Und die Egli sind jetzt topfit, schnell und aggressiv unterwegs. Man darf also gerne mutig fischen; auch eine besonders schnelle Präsentation oder ungewohnte Köder können bestens funktionieren.
Wenn sie hochkommen …
Da sich die Egli über die warmen Monate in grossen Schwärmen aufhalten, ist es wichtig, ihre Fress- und Standplätze ausfindig zu machen. Am interessantesten sind Plateaus und sogenannte Barschberge. Das sind Erhebungen im See, die auf verschiedene Seiten unterschiedlich abfallen. Meist ist der Platz, an dem die Fische sich ausruhen, unten am Plateau. Sobald sie sich die Kante hochbewegen und auf der Höhe des Plateaus einfinden, ist das Fressverhalten am besten. Eine hundertprozentige Regel gibt es dazu zwar nicht, jedoch ist es ein hilfreicher Anhaltspunkt, den man sich merken sollte.
Die Futterfischschwärme suchen bevorzugt Schutz vor Räubern in Hafenanlagen, rund um Brücken und halten sich in Fliessgewässern gerne an Strömungskanten auf. Egli ziehen ihrer Beute mit einem kleinen Abstand hinterher. Die verschiedenen Fischarten leben schon fast friedlich nebeneinander, ohne dass die Beutefische sich Gedanken über ihre Fressfeinde machen müssen. Und dann kommt scheinbar aus dem Nichts ein Impuls bei den Egli, die Harmonie ist schlagartig vorbei und das grosse Fressen beginnt. Genauso schnell, wie das Wasser vor raubenden Egli kocht, kann es auch wieder vorbei sein und die Fische stellen das Rauben wieder ein. Das Tolle im Spätsommer ist, dass man unsere Egli mit ziemlich jeder Technik befischen kann. Wir nehmen im Folgenden meine drei Lieblingsmethoden genauer unter die Lupe.
Twitchbaits
Twitchbaits sind Wobbler, die mit lebhaften Schlägen in die nicht ganz gestraffte Schnur animiert werden und dabei einen flüchtenden Beutefisch imitieren. Die Köder haben einen Körper wie ein Kleinfisch, kombiniert mit einer meist durchsichtigen Tauchschaufel, welche die Lauftiefe des Köders bestimmt (meist zwischen 0,3 bis 2,5 Meter). Das Fischen mit Twitchbaits von 40 bis 70 mm ist eine der spannendsten Methoden und äusserst effizient. Um aktive Fische zu finden, ist das Twitchen eine der besten Optionen. Nicht nur während der Primetime am Abend oder frühmorgens, sondern gerade auch tagsüber lassen sich Egli gerne auf einen aggressiv geführten Twitchbait ein.
Es gibt sinkende (sinking), auftreibende (floating) und in der Wassersäule schwebende (suspending) Twitchbaits. Letztere bevorzuge ich, da oftmals die Bisse in der Pause auf den stehenden Köder kommen. Alles, was farblich ins Beuteschema passt, ist immer eine gute Wahl, nämlich Blau, Silbern, Weisslich oder mit leichten Violett-Stichen wie auch Gelbbraun.
Dartjig und Pintail
Dartjigs laufen immer noch etwas unter dem Radar, dabei eröffnen sie kombiniert mit einem Pintail-Gummi eine neue Welt des Eglifischens. Durch die spitz zulaufende Form des Bleikopfs und den Gummifisch mit spitz zulaufendem Schwanz beginnt dieser Köder bei der richtigen Animation wie wild hin und her zu springen. Dafür animiert man den Köder ähnlich wie beim Wobblerfischen durch harte Schläge in die schlaffe Schnur. Wer das «Darten» noch nicht für sich entdeckt hat, sollte es schleunigst ausprobieren. Nicht selten reagieren die heimischen Egli besser auf den einzigartigen Lauf des Dartjigs als auf alles andere. Auch hier darf man sich gerne mal an einen etwas grösseren Köder wagen: So fing ich immer wieder erstaunlich gut mit Gummis in 9 cm Länge. Unterschätze jedoch nicht die magische Wirkung des Köders auf Hechte! Wo angezeigt, schalte ein möglichst dünnes Titanvorfach oder etwas Ähnliches vor, ansonsten kommt nach dem Anschlag nicht mehr als eine schlaffe Schnur zurück.
Carolina-Rig
Das Carolina-Rig kann zu ziemlich jeder Jahreszeit tolle Erfolge liefern, und wenn sich die Egli auf das Fressen von Krebsen am Grund eingestellt haben, ist es der Köder der Stunde. Ich fische es lieber ein wenig schwerer als nötig, um so hart wie möglich über den Gewässergrund zu kratzen. Der wichtigste Punkt für mich beim Carolina-Rig ist, dass mein Bulletweight aus Tungsten ist. Die Übertragung von der Montage über den Rutenblank bis in den Griff, ist um ein Vielfaches besser als beim herkömmlichen Blei. Auch nicht zu unterschätzen ist die höhere Dichte, was Dich kleinere Bulletgrössen mit schnellerem Absinkverhalten fischen lässt.
Normalerweise schalte ich eine Glasperle zwischen Bulletweight und Stopper, jedoch sollte man es an Gewässern mit erhöhtem Angeldruck auch mal ohne Perle probieren. Bei der Gummiwahl ist man ziemlich frei. Egal ob Creaturebait, Pintail, Actionshad oder Krebsimitat, alles hat seine Daseinsberechtigung und kann Dich zum Erfolg führen. Vor allem im Sommer kürze ich die Vorfachlänge auf etwa 40 cm, damit ich die ganze Geschichte etwas zügiger und direkter präsentieren kann. Kommt der Biss hart, dann setze ich den Haken sofort. Falls der Biss etwas zögerlicher und feiner kommt, kann man mit dem Anschlag ein bis zwei Sekunden warten und den Fisch erst mal abziehen lassen. Gerade bei Krebsen lassen sich die Egli gerne etwas mehr Zeit, bis der Köder ganz im Maul ist (ähnlich wie beim Schwarzbarschangeln). Ein kleiner Tipp am Rande: Beim Fischen mit Krebsen fische ich morgens gerne die Kante runter und abends die Kante hoch. Das kommt daher, dass Krebse in der Nacht deutlich aktiver sind und dann die flachen Bereiche aufsuchen, von wo sie am Morgen in ihr Rückzugsgebiet in der Tiefe zurückkehren.
Das passende Gerät
Da ich kein grosser Fan vom Eglifischen an tiefen Spots bin, benutze ich oft eine Rute mit einem Wurfgewicht von 3 bis 14 Gramm, gepaart mit einer passenden filigranen Rolle. Um die grösseren Wurfweiten zu erreichen, verwende ich bei der Uferfischerei am liebsten Ruten von 2,2 bis 2,4 Meter Länge. Vom Boot dürfen die gerne kürzer sein, so knapp zwei Meter. Meine Baitcaster-Kombo ist eine Toppies Blue Percy Cast gepaart mit einer Shimano Aldebaran und meine «normale» Spinnrute ist ebenfalls eine Blue Percy, gepaart mit einer Shimano Stradic 2000. Bei der Schnur bevorzuge ich bei der Baitcaster eine 4-fach Geflochtene, z. B. von Varivas, Straft oder Momoi, und auf der Stationärrolle eine mindestens 8-fach Geflochtene.
Am wichtigsten bei allen Finessetechniken ist der sogenannte «Solidtip», also eine sehr sensible Spitze. Ich bevorzuge Ruten mit einer schnellen und genauen Übertragung und höherem Backbone (Rückgrat), um auch bei einem Hecht im Drill die Kontrolle zu behalten.
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