26 | 06 | 2017 | Praxis | 0 | 4831 |
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Stubenhocker fangen keine Zander
Statt auf der Couch vor dem Fernseher zu sitzen, geht Michael Deeg nachts fischen – auf Zander! Ein paar Gummifische, eine Kopflampe und ein paar Vorfächer – mehr braucht er nicht dafür. Begleiten Sie ihn auf einer nächtlichen Zandertour.
Als ich am Wasser ankomme, ist es längst dunkel. Ich habe nur eine Rute mitgenommen, den kleinen, leichten Feumer, ein paar Gummifische, die kleine Köderbox. Wo sind die Vorfächer? Aha, da. Hardmono. Ein bisschen dick vielleicht, aber das passt schon, schliesslich sind auch Hechte im Wasser. Ohne geht es also nicht, und die feinen, weichen Stahlseiden-Vorfächer tragen bei so einer Nacht- und Nebelaktion schon mal den einen oder anderen Knick-Schaden davon, ohne dass man es merkt. Darum kommt das Hardmono gerade recht.
Mit Zusatzreizen punkten
Dann der Gummifisch. Ein leichter Kopf, ein paar Gramm nur, lang mit schlankem Körper, innen hohl. Eine Rassel muss rein, eh klar. Griff in die Box, her mit dem kleinen Lärmmacher. Der Einbau im Hohlköder geht blitzschnell. Dann noch ein Gummifisch mit innenliegendem Schlittenkopf vorbereiten – weil dieser Köder beim Auftreffen auf dem Grund nicht so stark «rumst», verglichen mit dem ersten Köder mit dem Normal-Bleikopf aussen. Ein bisschen schwierig, die Rassel mittig in den Körper zu kriegen, weil der Haken ein wenig stört. Ein Nachdrücken noch, dann hat auch der zweite Köder einen feinen, kleinen Zusatzbissreiz. Ohne Rassel fische ich nie, denn ohne bekomme ich nur einen Bruchteil der Bisse. Zusatzreize sind wichtig! Vielleicht noch etwas Spray-Gestank? Hm... erst mal nicht, warum? Eine Bauch-Entscheidung, ohne dass ich sagen könnte, was dahinter steckt.
Auf leisen Sohlen
Schnell noch das Auto abschliessen, ein paar Meter laufen, in Richtung der kleinen Seebucht. Ohne Licht geht es den Hang hinab, langsam und vorsichtig. Bloss nicht trampeln oder stolpern, denn die Zander stehen oft direkt am Ufer unter der Rutenspitze. Dort befindet sich eine kleine Stein- und Kiesschüttung, ein bisschen Buschwerk. Schon einen Meter vom Ufer weg ist es ziemlich tief. Zuerst das Ufer mit kurzen Würfen abfischen, parallel zur Kante. Von links nach rechts... Hoppla! Biss? Nein, doch nur ein Hängerchen. Aber rechts, auf Höhe eines kleinen Buschs waren doch grade ein paar Fischchen an der Oberfläche... auf der Flucht vor einem Glasauge? Oder war es nur ein Karpfen, der die kleinen Rotaugen aufgeschreckt hat? Wurf, einmal «jig», zweimal, dreimal. Dann durchsacken lassen. Noch mal, das Ganze. 1, 2, 3; der Köder sinkt. Na bitte! Am anderen Ende tobt der erste Zander. Meine Wünsche sind dem Zander wurscht, er will nicht ans Ufer. Und schon gar nicht aus dem Wasser, das hier flach ist, ihn zwingt, sich an der Oberfläche auszutoben. Den Kescher habe ich natürlich am Auto stehen lassen, wie bei mindestens jedem zweiten spontanen Sonntagabendfischen. Also – Stirnlampe an, Fisch langsam Richtung Ufergras ziehen. Ein, zwei Schläge noch, den Fisch ein paar Zentimeter näher ziehen, dann der Nackengriff. Puh, gut gegangen.
Auf Sicherheit achten
Aber in der Hockstellung, mit seltsam verdrehten Beinen gibt plötzlich ein Grasbüschel nach und mein linker Fuss platscht mit einem dumpfen «Flupp» ins schwarze, kalte Nass – Super! Dafür muss jetzt aber noch einer beissen, ehrlich. Ich versorge den ersten Zander, natürlich mach ich noch ein Bild mit der kleinen Kamera, die ich einhändig aus der Brusttasche der Weste gefingert habe. Schliesslich muss ich ja die nassen Füsse irgendwie rechtfertigen! Richtig gelesen: Füsse, denn auch der rechte Latschen ist inzwischen mehr als nur feucht. Scheiss Gras, nachgiebiges!
Spritziger Drill
Tatsächlich fange ich auch noch Zander Nummer zwei; nach einem Köderwechsel auf Gummifisch Nummer zwei. Der Fisch scheint sich nicht gestört zu haben am fahlen Licht der LED-Stirnlampe. Er beisst geradeaus, etwa 10 bis 15 Meter vorm Ufer. Über einer Sandbank, wo es runter ins Tiefe geht, in den Schlamm. Und kommt gleich nach dem Biss an die Oberfläche. Tobt, tanzt und springt in Hechtmanier. Inzwischen ist ja auch der Kescher da. Gottlob, denn Zander zwei hängt ziemlich spitz. Kaum liegt er im Netz, schon ist der Haken draussen. Glück gehabt! Ich freue mich.
Blick auf die Uhr und Zeit einprägen. In vielen Wohnzimmern geht der Tatort langsam dem Ende zu. Wenn du dich beeilst mit der Rückfahrt, siehst du vielleicht sogar noch den Schluss, schön dick eingepackt in eine Decke. Mit vielen schönen, frischen Erinnerungen, ganz tief drin, im Hirn. Was für ein Glück!
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