Verbindung zum Fisch
18 | 01 | 2021 PraxisText: Robin Melliger 05831
18 | 01 | 2021 Praxis
Text: Robin Melliger 0 5831

Verbindung zum Fisch

Ob sie aus zahlreichen Kunst­fasern geflochten ist oder aus einem Strang transparentem Nylon besteht: Die Schnur ist ein grundlegender Bestandteil unserer Fischerausrüstung. Ohne Schnur ist keine Angelfischerei möglich. Doch welche ist die passende für verschiedene Situationen, Angeltechniken und Fischarten?



Monofile Schnüre

Monofile Schnüre bestehen aus einem einzelnen Kunststoffstrang. Dieser besteht fast ausschliesslich aus Polyamid, besser bekannt als Nylon. Beim Herstellungsprozess wird das Polyamid auf gut 250 °C erhitzt, durch eine Düse gepresst und auseinandergezogen, bis der erwünschte Durchmesser erreicht ist. Dieses Herstellungsverfahren ist im Vergleich zur Herstellung von geflochtenen Angelschnüren einfacher, weshalb die monofilen Schnüre tendenziell günstiger sind. Durch unterschiedliche Rezepturen und Verarbeitungsprozesse können bestimmte Eigenschaften wie Farbtöne, unterschiedliche Dehnung, Geschmeidigkeit oder Abriebfestigkeit erreicht werden. Als besonders vorteilhaft gelten die Fluorocarbon-Schnüre, welche eine optimale Lichtbrechung aufweisen und damit im Wasser nahezu transparent sind. Zudem sind sie härter und schwerer, wodurch Abriebfestigkeit und Sinkgeschwindigkeit erhöht sind. Jedoch sind diese FC-Schnüre keine Wunderwaffen, und gerade die Sichtbarkeit unterscheidet sich nur unwesentlich von «gewöhnlichen» klaren Nylonschnüren. Zudem hat ihre minime Flexibilität auch Nachteile in Bezug auf Knoten(festigkeit), und die Abriebfestigkeit kommt bei Hechtzähnen auch an ihre Grenzen.

Vorteile      Es schmerzt das Portemonnaie wenig, wenn man günstige monofile Schnur verliert oder mal eine Rolle komplett neu bespult. Transparentes Nylon als Hauptschnur hat in klaren Gewässern eine geringere Scheuchwirkung auf visuell sensible Fische wie Forellen. Viele Schleppfischer setzen aus diesem Grund auf monofile Schnüre. Sie haben auch noch einen anderen Vorteil: Sie besitzen eine Dehnung von circa 20 bis 30%. Das puffert die Schläge der Fische im Drill besser und behält die Spannung der Leine konstant bei. Damit hat man weniger Aussteiger. Ein weiterer Pluspunkt ist die Wasser­undurchlässigkeit. Monofile Schnüre nehmen kein Wasser auf und frieren bei Minusgraden nicht fest, was gerade bei der Eis­fischerei einen grossen Unterschied macht.

Nachteile      Bei gleichen Tragkräften sind monofile Schnüre um ein Vielfaches dicker als geflochtene Schnüre. Insbesondere bei der Fischerei mit hohen Tragkräften ist die Aufnahmekapazität von Rollen schneller ausgeschöpft und die Wurfweiten werden deutlich eingeschränkt. Durch das UV-Licht der Sonnenstrahlen werden monofile Schnüre auf Dauer geschwächt und durch die Beanspruchung wird deren Oberfläche zunehmend aufgeraut. Damit verlieren sie Tragkraft und Transparenz. Eine Lagerung an Orten mit Temperaturschwankungen und Sonneneinstrahlung führt dazu, dass Polyamidschnüre deutlich schneller altern und ihre Qualität stark abnimmt. Auch Salzwasser vertragen diese Schnüre nicht gut und man sollte am Meer die Rolle regel­mäs­sig mit Süsswasser abspülen. Aufgrund der Anfälligkeit für äussere Einflüsse wird grundsätzlich empfohlen, monofile Schnüre circa alle zwei Jahre zu ersetzen.


Geflochtene Schnüre

Mit der Erfindung einer neuartigen Faser in den 1980er-Jahren begann die fischereiliche Erfolgsgeschichte der geflochtenen Schnüre. Diese Faser auf Polyethylen-Basis wurde von der niederländischen Firma Royal DSM N.V. mit einem speziellen Verfahren (Gelspinning) hergestellt und ist seither bekannt unter dem Markennamen «Dyneema». Diese Faser besitzt beeindruckende Eigenschaften in Bezug auf Reissfestigkeit und Widerstandsfähigkeit. Das hauchdünne Dyneema wird zu Strängen zusammengewoben und dann zu Angelschnüren geflochten. Die Anzahl der verflochtenen Stränge variiert je nach Hersteller und Qualität. Aus je mehr Strängen eine solche Schnur besteht, desto runder, fester und glatter ist die Schnuroberfläche. Damit steigt jedoch auch deren Preis. Generell sind die Preise der geflochtenen Schnüre im Lauf der Jahre jedoch deutlich gesunken und inzwischen sind auch sehr gute Produkte mit extremer Reisskraft günstig erhältlich.

Vorteile      Der grosse Vorteil der geflochtenen Schnur ist der deutlich niedrigere Durchmesser, die erhöhte Geschmeidigkeit und das geringere Eigengewicht gegenüber monofilen Schnüren. Dadurch lassen sich auch leichte Köder deutlich weiter werfen. Da sich diese Schnüre kaum dehnen, sind Bisse deutlicher zu spüren. Auch der kleinste Zupfer wird mit einer geflochtenen Schnur direkt auf die Rute übertragen. Geflochtene Schnüre sind bei Spinn­fischern daher sehr beliebt. Die Farbenvielfalt dieser Schnüre ist gross und für jedes Bedürfnis lässt sich eine passende Färbung finden. Gut sichtbare Schnüre bieten Vorteile bei der Köderführung und Bisserkennung, besonders bei Techniken wie dem Jiggen. Einige Schnüre sind unterschiedlich gefärbt, um die Orientierung bezüglich Tiefe und Entfernung des Köders zu erleichtern.

Nachteile      Geflochtene Schnüre sind nicht transparent und deshalb in klaren Gewässern vergleichsweise gut sichtbar. Daher lohnt es sich, vor allem beim Spinn­fischen, hellere Schnüre zu verwenden. Aus der Sicht der Raubfische von unten zur Wasseroberfläche stechen diese weniger heraus. Die geflochtene Schnur verzeiht beim Drillen auch weniger Fehler, da jede Bewegung des Fischs durch die Rute und das Geschick des Fischers beim Einholen aufgefangen werden muss. Die dünnen Fasern werden durch Kontakt mit Steinen oder anderen rauen Kanten rasch beschädigt. Nicht selten reissen dünne geflochtene Schnüre plötzlich aus heiterem Himmel, auch bei geringen Belastungen. Auf die angegebenen Tragkräfte alleine kann man sich daher nicht verlassen. Auch wenn die Resistenz gegenüber UV-Licht und chemischen Einflüssen hoch ist, sollte man auch geflochtene Schnüre je nach Intensität der Nutzung periodisch austauschen oder die vordersten Meter regel­mässig abschneiden.

 Mit der  Geflochtenen hat man den besseren Köderkontakt, eine monofile  bringt dafür im Drill Vorteile. © Olivier Portrat

Mit der Geflochtenen hat man den besseren Köderkontakt, eine monofile bringt dafür im Drill Vorteile. © Olivier Portrat


Vorfächer

Die Stärken der beiden Schnur­typen lassen sich gut miteinander kombinieren. Meistens wird mit der Kombination einer geflochtenen Hauptschnur mit einem monofilen Vorfach gefischt. Damit kann man die geringe Dehnbarkeit (Bisserkennung) und hohe Tragkraft bei geringen
Durchmessern (mehr Wurfweite und Schnurreserven auf der Spule) der Geflochtenen vereinen mit der höheren Abriebfestigkeit und Transparenz von Nylonschnüren. Entscheidend ist dabei die Verbindung zwischen der Hauptschnur und dem Vorfach. Oft entpuppt sich der Knoten als Schwachstelle, die zu Brüchen führt. Es gibt unterschiedliche gute Knoten für diese Verbindung zwischen geflochtener und monofiler Schnur (z. B. Albright-Knoten oder doppelter Grinnerknoten). Es lohnt sich, die «Schlagschnur» zu beachten. Denn die Schnur wird beim Auswerfen nämlich besonders an der Rutenspitze (starkes Abknicken und Reibungen am letzten Ring) stark beansprucht. Man kann die Vorfachlänge so wählen, dass nur auf der Hauptschnur geworfen wird und der Knoten zum Vorfach beim Auswurf nicht durch die Rutenringe «rasselt» und damit belastet wird. Wird ein langes Vorfach und das Werfen auf dem abriebfesteren monofilen Vorfach bevorzugt, ist Fingerspitzengefühl sowie ein möglichst kompakter und widerstandsfreier Knoten gefragt. 

 

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