04 | 06 | 2021 | Schweiz | 3 | 10535 |
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Waidgerechtes Fischen am Lungerersee
Das Fischerparadies Lungern erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit. Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten – an der Gästeflut haben nicht alle Freude. Geschäftsführer Daniel Odermatt ist bestrebt, durch sinnvolle Lenkungsmassnahmen das Natur- und Fischerparadies zu erhalten und das waidgerechte Fischen zu fördern.
Im Sommer 2020 haben Herr und Frau Schweizer ihre Ferien grossmehrheitlich in der Schweiz verbracht. Hatte dieser Umstand auch Auswirkungen auf das Fischerparadies Lungern?
Daniel Odermatt: In erster Linie hat es uns gefreut, dass im letzten Jahr mehr Schweizer ihre Ferien in Lungern und Umgebung verbracht haben. Dabei haben auffällig viele Gäste aus der Westschweiz unsere Region neu- oder wiederentdeckt. Der Sommer war ein Auf und Ab. Gleich zu Beginn des Lockdowns war der Verkauf von Patenten nicht möglich. Ab dem Sommer konnten wir dann diesen Verlust dank den zahlreichen neuen Gästen fast wieder wettmachen. Neben den Fischern haben auch sehr viele Badegäste, Wanderer und Spaziergänger den Lungerersee besucht.
In der Standortgemeinde Lungern haben nicht alle Freude am Umstand, dass immer mehr Fischer den Lungerersee für sich entdecken. Vor allem das Wildparkieren und die Zunahme von Littering geben zu Diskussionen Anlass. Wie wollen Sie da Gegensteuer geben?
Je mehr Gäste kommen, umso grösser werden die Emissionen. Jetzt alles auf die Fischer abzuwälzen, wäre nicht fair. Sind doch die warmen Sommermonate jene Zeit, wo wir im Verhältnis wenig Fischer am Lungerersee haben. Der Grund dazu ist einfach: Je wärmer das Wasser, desto schwieriger wird es, vom Ufer aus zu fischen. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lungern haben wir ein Abfallkonzept erstellt. Wir haben das Ufer des Lungerersees in zwei Teile aufgeteilt. Zudem haben wir den Rhythmus unseres Abfallrundgangs um den See von zweimal wöchentlich auf dreimal erhöht. Mit dieser Massnahme und zusätzlichen Abfalleimern konnten wir das Abfallproblem etwas eindämmen.
Aber das Wildparkieren bleibt ein Problem?
All unseren Kunden vom Fischerparadies geben wir einen Flyer ab mit dem Hinweis, die offiziellen Parkplätze rund um den Lungerersee zu benutzen. Wer trotzdem wild parkiert, muss mit einer Busse rechnen. Die regelmässigen Kontrollen durch die Kantonspolizei Obwalden zeigen Wirkung.
Zwingt der anhaltende Erfolg die Verantwortlichen vom Fischerparadies Lungern zu weiteren Lenkungsmassnahmen?
Bereits vor sechs Jahren hat das Fischerparadies Lungern eine Grösse erreicht, die kein Wachstum mehr zulässt. Unser Fokus liegt nicht auf Quantität, sondern auf Qualität und Optimierung des Kundenservices. Damit entsprechen wir auch einer im letzten Jahr eingereichten Petition der Lungerer Bevölkerung, in der sie eine massvolle Befischung des Lungerersees fordert. Es ist nicht immer einfach, all die verschiedenen Anspruchsgruppen rund um den Lungerersee unter einen Hut zu bringen. Neben verschiedenen Lenkungsmassnahmen appellieren wir immer wieder an die Fischer, zum Lungerersee und zur Natur Sorge zu tragen und sich gegenseitig zu respektieren.
Eine der Massnahmen betrifft die Anpassung des Fischbesatzes. Sie setzen weniger, dafür öfters Fische ein. Was sind die Erwartungen an diese Massnahme?
Seit dem Jahr 2015 bewegen wir uns jährlich bei einem Besatz von 30 bis 35 Tonnen Regenbogenforellen. Bis letztes Jahr haben wir pro Monat durchschnittlich zwischen 2,5 bis 3 Tonnen Forellen in ein oder zwei Fischbesätzen eingesetzt. Ab Mitte des vergangenen Jahres haben wir den Besatz pro Monat auf drei bis vier Einsätze erhöht. Dadurch werden weniger Fische auf einmal, jedoch häufiger eingesetzt. Die Gesamtmenge bleibt aber gleich.
Wie reagieren die Fischer auf die neuen Massnahmen?
Durch den mehrmaligen Einsatz in einem Monat treten nicht mehr so grosse Schwärme von Forellen auf. Dass da das Gefühl aufkommt, es würden weniger Fische eingesetzt, ist nachvollziehbar. Mit dem mehrmaligen Besatz verteilen sich die Fische im See besser. Auch sind die Schwankungen von Tagen, an denen nichts gefangen wird, zu Tagen mit guten Fangquoten viel kleiner geworden. Wo sich die Fische gerade aufhalten, können auch wir nicht steuern. Aber das sollte jedem Fischer bekannt sein.
Ab der Saison 2022 gilt auch für den Lungerersee: Wer fischen will, muss einen Sachkunde-Nachweis (SaNa) vorweisen können. Was sind die Gründe, die zur Einführung der SaNa-Pflicht geführt haben?
Fischer, Naturliebhaber, Tierschützer, und in unserem Fall auch die Bevölkerung von Lungern, haben die Einführung des Sachkunde-Nachweises schon seit längerem gefordert. Denn beim Fischen findet ein Umgang mit einem Lebewesen statt. Da sollte man schon wissen, wie man diese sensiblen Lebewesen richtig behandelt. Wir möchten damit den waidgerechten und korrekten Umgang mit den Fischen und der Natur fördern. Ich denke, mit dieser Massnahme sind wir Vorreiter einer Pflicht, welche bald in der ganzen Schweiz eingeführt wird.
Was für Auswirkungen wird die Einführung der SaNa-Pflicht für die Fischerei auf dem Lungerersee haben?
Rund ein Drittel der bisherigen Tagespatente werden an Fischer verkauft, die nicht im Besitz eines SaNa-Ausweises sind. Somit wird sich die SaNa-Pflicht auch auf die Verkaufszahlen und auf die Finanzen auswirken. Fischer ohne SaNa-Ausweis haben die Möglichkeit, ein Gästepatent zu erwerben, wenn sie in Begleitung eines Fischers mit SaNa-Ausweis fischen. Dadurch hoffen wir, auch in Zukunft Neueinsteiger am Lungerersee begrüssen zu dürfen. Zudem bieten wir ab diesem Jahr ebenfalls SaNa-Kurse in Lungern an. Mit diesem Angebot hoffen wir, möglichst viele Personen zu diesem einmaligen fünfstündigen Kurs mit anschliessender Prüfung motivieren zu können.
Ab dem neuen Jahr dürfen mit dem Jahrespatent nur noch fünf statt bisher 10 Forellen pro Tag gefangen werden. Zudem darf eine Person nicht mehr als ein Patent pro Tag lösen. Schneidet sich das Fischerparadies mit dieser Massnahme nicht selber ins eigene Bein?
Änderungen werden nicht immer überall gleich wohlwollend aufgenommen. Wir sind jedoch klar der Meinung, dass fünf Forellen pro Person für den Eigenbedarf ausreichen. An den meisten Seen in der Schweiz ist die Tagesfangzahl für Forellen ebenfalls mit fünf oder teilweise sechs Stück limitiert. Diese Massnahme wird dazu beitragen, dass weniger Fischer ohne einen Fang nach Hause gehen. Unser Ziel ist es, dass trotzdem alle Fischer Forellen fangen können.
Daniel Odermatt
Am 1. Dezember 2019 hat Daniel Odermatt seine Stelle als Geschäftsführer der Lungerersee AG angetreten. Dank seiner vorherigen Tätigkeit als technischer Mitarbeiter waren ihm die Abläufe und Arbeiten des Fischerparadieses bestens bekannt, so dass die Übergabe reibungslos verlief. Daniel Odermatt ist 28 Jahre alt und selber seit Jahren aktiver Fischer. Seine Freizeit verbringt er am liebsten auf dem Wasser beim Fischen.
3 Kommentare
ernst Müller | 16 | 09 | 2021 |
Nur noch 5 Refo heisst mehr Anfahrten !! Für Leute mit weiten Wegstrecken mehr Co2 und weniger Parkplätze. Grüsse ernst
mike | 05 | 09 | 2024 |
hallo,ich bin jedes jahr 1 -2 mal im jahr in der schweiz, gehe seit 40 jahren angeln und meine frage ist:darf man am lungersee feedern mit dem futterkorb?
Häberling Daniel
Ich finde die beschlossenen Massnahmen sehr gut und freue mich auf viele erholsame Anglerstunden am Lungernsee????????