Afrikas Gebirgsforellen
16 | 01 | 2019 ReisenText & Fotos: Hansheiri Haab | nvb 06690
16 | 01 | 2019 Reisen
Text & Fotos: Hansheiri Haab | nvb 0 6690

Afrikas Gebirgsforellen

Hansheiri Haab kennt sich gut aus mit Salmoniden. Er war Besitzer der King Point Lodge in Alaska und erfüllte seinen Gästen den Traum vom pazifischen Lachs. Seine Leidenschaft für Forellenartige führte ihn schliesslich ins kenianische Hochland.


Kenia ist nicht sonderlich berühmt für seine Forellenfischerei. Viel eher assoziiert man das ostafrikanische Land mit der Hochseefischerei an der Küste, Safari-Touren und den weltweit besten Langstreckenläufern. Grosse Teile des kenianischen Staatsgebiets liegen höher als 1800 Meter über Meer und gelten als Hochland.

Nachdem die britische Regierung zum Ende des vorletzten Jahrhunderts Britisch-Ostafrika als Protektorat ausgerufen hatte, wurde das fruchtbare Bergland 1902 zur Besiedlung durch Weisse freigegeben. 1905 besetzten die Engländer schliesslich verschiedene Gewässer mit Bach- und Regenbogenforellen. Die hochgelegenen Seen und Bäche boten den Salmoniden mit sauberem, kaltem Wasser ideale Lebens­bedingungen.
 

Hoch hinaus

Auf dem Meer vor Kenias Küste hatte Hansheiri bereits gefischt. Dieses Mal ging es nicht zu den hervorragenden Fischgründen auf hoher See, sondern in die genau entgegengesetzte Richtung. Sein Ziel war das bei Bergsteigern beliebte Mount-Kenya-Massiv im Landesinnern. Der Mount Kenya ist mit 5199 Metern über Meer nach dem Kilimandscharo der zweithöchste Berg Afrikas. 1997 wurde die einzigartige Landschaft des Mount-Kenya-Massivs von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

In den afroalpinen Höhenlagen beeindrucken meterhohe Baumheiden, Riesenlobelien und Riesensenezien. Das Tussockgrass wird hier mehrere Meter hoch und das Johanniskraut wächst zu mannshohen Sträuchern heran. Die Grenze des Bergwalds befindet sich in etwa 3200 Meter Höhe. Darüber nimmt die Vegetation langsam ab und der Bewuchs weicht allmählich Geröllhalden. Ab etwa 4300 Meter über Meer werden diese von den Gletscherbereichen abgelöst. In den Wäldern und im Bambusdickicht der unteren Hanglagen leben Elefanten, Büffel, Buschböcke, Bongos, Riesenwaldschweine, Klippenschleifer und viele andere Tierarten.

Trotz ausgiebiger Internetrecherchen fand Hansheiri keine Reiseagentur, die ein Angebot für die geplante fischereiliche Bergtour im Programm hat. Als er in Kenias Hauptstadt Nairobi ankam, fand er dann vor Ort einen lokalen Anbieter für Bergtouren, der für ihn eine entsprechende «Expedition» organisieren und begleiten konnte. So erreichte er Anfang März in Begleitung eines ortskundigen Bergührers, eines Kochs und eines Trägers nach einer vierstündigen Busfahrt von Nairobi aus den Mount-Kenya-Nationalpark. 

 In den Bächen im Hochgebirge leben viele Bachforellen ...

In den Bächen im Hochgebirge leben viele Bachforellen ...

 … die allerdings nicht sehr gross werden.

… die allerdings nicht sehr gross werden.

 Der 2er-Mepps kommt auch bei den afrikanischen Forellen gut an.

Der 2er-Mepps kommt auch bei den afrikanischen Forellen gut an.

 
Los gehts

Neben dem Bewusstsein dafür, was einen erwarten würde und einer guten körperlichen Verfassung, ist vor allem eine angemessene Ausrüstung von entscheidender Bedeutung für das Gelingen einer solchen Tour. Im Hochland von Kenia kann im März die Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht mehr als 40 Grad betragen. Nächte mit Minusgraden im zweistelligen Bereich und Tagestemperaturen von 30 Grad sind normal. Idealerweise sollte man einen eigenen hochqualitativen Schlafsack mitnehmen, da die vom Tour Anbieter zur Verfügung gestellten den Anforderungen des Hochgebirges nicht genügen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Fischerausrüstung. Hansheiri entschied sich für Spinn- und Fliegenausrüstung – eine vernünftige Entscheidung, wenn man fernab jeglicher Zivilisation neue Gewässer erkundet.

Die erste kalte Nacht verbrachte die Reisegruppe campierend beim Eingang zum Nationalpark. Die einmalige Aussicht vom Camp reichte am Morgen dank des klaren Wetters bis in die das Gebirge umgebende fruchtbare Ebene, die Trockensavanne und die Wüste. Vom Parkeingang wanderte Hansheiri mit seinen Begleitern dem auf 3600 Meter über Meer gelegenen Lake Ellis entgegen. Die Fischerei erwies sich als ausgezeichnet. Hansheiri konnte dem Bergsee mit dem 2er-Mepps gleich mehrere grosse Regenbogenforellen entlocken. Eine davon behändigte er und bereicherte damit die einfach gehaltene Verpflegung, die im Wesentlichen aus Mais- und Reisgerichten bestand. Vom Fischen selbst hatten Hansheiris afrikanische Kameraden nur wenig Ahnung. Sie zeigten sich aber sehr interessiert und begeistert von der vergnüglichen Nahrungsbeschaffung. Was ihnen mit der Fischerrute in der Hand an Knowhow fehlte, machten sie bei der Zubereitung des Fangs wett.

Am dritten Tag überquerten die Abenteurer einen Pass und begaben sich auf den Abstieg zum Lake Michaelson auf 3800 Meter über Meer. Auch dort konnten wieder viele Forellen bis ein Kilogramm Gewicht gefangen werden. Anderntags befischte Hansheiri schliesslich einen ungefähr 500 Meter tiefergelegenen Bergbach. Die Anzahl der Bachforellen, die in diesem Gewässer schwammen, war beeindruckend – deren Grösse eher weniger. Offensichtlich verbutten die Forellenbestände in den

nahrungsarmen Bächen im Hochgebirge. Wie Hansheiri nach seiner Reise im Internet herausfand, sollen die tiefergelegenen Fliessgewässer auch um einiges grössere Salmoniden beherbergen. Sowohl am Lake Michaelson wie auch am Bach zeigten sich die Forellen sehr steigfreudig und konnten problemlos mit der Fliegenrute gefangen werden.

Hansheiri reiste nach Kenia, weil es ihn interessierte, ob die Besatzbemühungen der Engländer auch langfristig fruchteten. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz kann er diese Frage erfreulicherweise mit einem eindeutigen Ja beantworten.

 Kenianische Freude über einen guten Fang.

Kenianische Freude über einen guten Fang.

 Die spektakuläre Natur intensiviert das Fischereierlebnis.

Die spektakuläre Natur intensiviert das Fischereierlebnis.

 Kenia ist nicht billig. Wer ein solches Abenteuer plant, muss mit europäischen Preisen rechnen.

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