02 | 03 | 2018 | Praxis | 0 | 7172 |
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Erfolgsfaktor Hegenenmuster
Die Hegenen- oder Gambenproduzenten der Schweiz haben nicht nur bei der Nymphenwahl, sondern auch bei der Knüpfungsarbeit unterschiedliche Vorgehensweisen. «Petri-Heil» hat sich bei einigen führenden Herstellern umgesehen.
Sie haben vielversprechende Namen wie «Felchenguru», «Felchenfreak» oder «Nymphenkönig» und können sich in einer der wichtigsten Sparten der schweizerischen Fischerei behaupten, in welcher eigentlich jeder alles besser weiss und viele auf selbstgebundene Muster schwören. Das Felchenfischen hat besonders an schwierigen Tagen viel mit Intuition, Vertrauen und hoher Konzentration zu tun. Die Felchen können unglaublich sensibel sein und kleinste Unterschiede in der Präsentation oder der Nymphenwahl können über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Entsprechend ist die Palette an Hegenenmustern in der Schweiz äusserst umfangreich. Dabei spielen nicht nur Farbe und Form der Nymphe, sowie die Hakengrösse eine wichtige Rolle, sondern auch, wie die Nymphen auf der Hegene angeordnet sind.
Die Klassiker
Am weitesten verbreitet sind zweifellos die Hegenen mit regelmässigen Abständen zwischen 30 und 40 Zentimeter. Sowohl Wiget wie Battaglia als auch Hartmann beginnen 20 bis 30 Zentimeter über dem Blei mit der untersten Nymphe und behalten dann Abstände zwischen etwas über 30 Zentimeter (Battaglia, Hartmann) und 40 Zentimeter bei den Wigets vom Ägerisee. Diese bieten sich vor allem an, wenn mit steinigem Untergrund oder Unterwasservegetation zu rechnen ist, doch auch, wenn die Felchen auf dem Echolot deutlich erkennbar sind und aktiv ein, zwei Meter über Grund auf Nahrungssuche gehen.
Hegenen mit einer Länge von zwei Meter oder mehr werden bevorzugt am Felchenzapfen eingesetzt und empfehlen sich zudem überall dort, wo auch im Freiwasser den Felchen nachgestellt wird. Mit der Länge der Hegene darf dann auch die Länge der Rute etwas mehr sein. Für die zum Teil immer noch belächelte Uferfischerei auf Felchen sind besonders lange Hegenen empfehlenswert. Hier wird auch mit Ruten über drei Meter Länge gefischt. Da die Hegene beim Uferfischen in einem schrägen Winkel vom Grund absteht, darf der Abstand des Bleis zur untersten Nymphe besonders gross ausfallen. Hier sind 50 Zentimeter oder mehr empfehlenswert.
Alternative Modelle auf schlammigem Grund
Ist mit schlammigem und weitgehend ebenem Grund zu rechnen, wie dies auf den meisten sogenannten Felchenböden der Fall ist, können alternative Modelle eine deutlich höhere Bissfrequenz bewirken. So fischt «Felchenguru» vorwiegend mit dem sogenannten Nachläufermodell, bei welchem das Blei zwischen der vierten und der untersten Nymphe angebracht ist. Hier liegt die letzte Nymphe immer auf dem Gewässerboden auf. Damit diese von den Felchen überhaupt wahrgenommen wird, braucht es eine ein wenig aktivere Führung.
Hier kommt der Lockeffekt des Bleis zum Tragen. Bei jedem Anheben aus dem Schlick bewirkt das Blei eine kleine Verwirbelung. Hebt man jetzt das Blei im entsprechenden Abstand an, kommt die unterste Nymphe genau in der Schlammwolke zu liegen und die Felche findet die Nymphe tatsächlich dort, wo sie sie auch vermutet. Hier darf das Blei nicht zu schwer sein, damit man die Bisse am Nachläufer auch zuverlässig registriert. «Felchenguru», der rund 80 Prozent seiner Bisse auf den Nachläufer verzeichnet, verwendet deshalb nur ein 5,5 Gramm schweres Klemmblei. Battaglia empfiehlt bei schlammigem Grund ebenfalls den Nachläufer, wählt das Blei allerdings einen Tick schwerer (sieben Gramm). Auch bei «Felchenköder»-Jäggi aus Wolfisberg, der vor allem Hegenen für den Bielersee vertreibt, sind die Nachläufermodelle sehr gefragt.
«Felchenfreak» hat seine Hegenen auf die zumeist grundnah stehenden Felchen ausgerichtet. So lässt er die Nymphen in besonders kurzen Abständen knüpfen. 138 Zentimeter misst die längste Hegene, die er vertreibt. Wenn er selbst auf dem Boot unterwegs ist, verwendet er teilweise sogar Hegenen, die gerade mal 80 Zentimeter messen. Wie bei den Nachläufermodellen ist auch für «Felchenfreak» die unterste Nymphe die wichtigste. Er knüpft sie etwa 10 Zentimeter über dem Blei an, damit die von der Schlammverwirbelung angelockte Felche ihr vermeintliches Futter auch sofort findet. Die zweite und dritte Nymphe folgen in Abständen von jeweils knapp 20 Zentimeter; erst bei den oberen beiden Nymphen erhöht er den Abstand auf 30 Zentimeter. Ähnlich sind die «Tessiner-Hegenen» von Urwer angeordnet. Er knüpft die unterste Nymphe noch näher am Blei an und erhöht dann die Abstände zwischen den Nymphen sukzessive von 14 bis auf 60 Zentimeter (zwischen den obersten Nymphen). Auch wenn diese Muster relativ stark von der klassischen Hegene abweichen, sind sie, sobald die Felchen ihre Nahrung in Grundnähe suchen, den klassischen Modellen überlegen.
Von Situation und Gewässer abhängig
Der Untergrund sowie der Aufenthaltsort der Felchen beeinflussen also die Hegenenwahl. Wo schlammiger, flacher Grund dominiert, lohnt sich der Versuch mit alternativen Modellen besonders, auch wenn hier die klassischen Modelle durchaus auch erfolgreich sind.
Wo die Felchen nicht nur grundnah stehen, oder aber der Boden abfallend ist, machen sich Modelle mit grösseren Abständen bezahlt. Ebenso beim Fischen mit dem Felchenzapfen oder vom Ufer aus. Der richtige Griff in die bei vielen Fischern recht umfangreiche Hegenensammlung kann den entscheidenden Unterschied ausmachen und die Bissfrequenz merklich erhöhen.
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