![Barbenspektakel [– Mit leichtem Gerät]](/assets/cache/500/330/media/Artikel/2020/04/Barbe/Pic94.jpg)


04 | 04 | 2025 | Praxis | ![]() | ![]() |
04 | 04 | 2025 | Praxis |
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Nach der langen Winterpause ziehen die ersten warmen Tage viele Fischer ans Wasser. Die Raubfische sind im Laichgeschäft und haben vielerorts noch Schonzeit. Warum also nicht einen Versuch auf Karpfen wagen? Bernd Brink zeigt, was dazu beachtet werden muss.
Theoretisch scheint das Karpfenfischen im Frühling ganz leicht: Es wird warm und die Karpfen werden nach dem Winter wieder aktiv. Flache Gewässerbereiche erwärmen sich schneller und dort fängt man die Karpfen. Die Realität sieht häufig anders aus. Das Wetter ist im Frühling sehr wechselhaft. Zu keiner Jahreszeit hat das Wetter einen grösseren Einfluss auf unsere Fische.
Wie stark sich Wetterschwankungen auswirken, ist gewässerabhängig. Karpfen mögen keine fallenden Temperaturen. Am besten sind konstante oder steigende Werte. Wie schnell sich Temperaturveränderungen auf ein Gewässer auswirken, ist stark von dessen Beschaffenheit abhängig.
Laut «Karpfen-Lehrbuch» sind flache Gewässer im Frühling ideal. Als flach bezeichne ich Gewässer mit einer durchgehenden Tiefe von weniger als zwei Metern. Steigen die Temperaturen oder sind sie zumindest konstant, lassen sich hier gute Fänge realisieren.
Flache Gewässer werden zwar schnell warm, sie reagieren aber empfindlich auf Temperaturstürze und kühlen schnell wieder ab.
Sogar steigende Temperaturen können von Nachteil sein. Brennt eine starke Frühlingssonne einige Tage auf ein flaches Gewässer, kann die Wassertemperatur sprunghaft Richtung 20 Grad steigen. Die Bartelträger beginnen dann schnell ans Laichgeschäft zu denken. Vor allem Rogner stellen nun die Nahrungsaufnahme fast vollständig ein. Besonders in den letzten Jahren habe ich zudem den Eindruck, dass es fast keinen klassischen Frühling mehr gibt. Innerhalb von wenigen Wochen geht es vom Winter in den Sommer über.
Tiefe Baggerseen, in denen das Ufer steil abfällt, brauchen sehr lange, um sich zu erwärmen. Hier kehrt der Frühling leicht sechs Wochen später ein. Anders als in flachen Gewässern, in denen ein paar warme Tage reichen, um die Fische «aufzuwecken», hat ein kurzfristiger Temperaturanstieg im Baggerloch kaum Wirkung. Nicht selten kann man erst im Juni mit guten Fängen rechnen.
Willst Du nicht allzu lange auf Deinen Frühlingskarpfen warten, solltest Du diese Gewässer meiden.
Ideale Frühlingsgewässer weisen eine Durchschnittstiefe von zwei bis vier Meter auf. Diese mitteltiefen Gewässer erwärmen sich schnell genug, haben aber gleichzeitig genug Puffer, um nach zwei Tagen kühlem Regenwetter nicht wieder in Winterverhältnisse zurückzufallen. Wird es wieder kälter, geschieht das deutlich langsamer als in flachen Gewässern. Das schlägt den Karpfen weniger auf den Magen. Mitteltiefe Gewässer bieten im Frühling deutlich konstantere Fangmöglichkeiten.
Gut, wenn es beides gibt: ausgedehnte Flachzonen und tiefe Bereiche. Der Temperaturunterschied zwischen flachen und tiefen Gebieten ist umso ausgeprägter, je mehr diese Abschnitte voneinander getrennt sind. Ideal sind weit hineingehende flache Buchten, flache Kanalstücke und Gewässerteile, die nur durch schmale Öffnungen verbunden sind.
Ein Parkgewässer, das ich vor einigen Jahren befischte, besteht aus einem tiefen Hauptteil, der nur durch einen schmalen Kanal mit einer Flachzone verbunden ist. Bei warmem Wetter befand sich der komplette Karpfenbestand im Flachen. Bei Kälte wurde nur im Hauptteil gefangen. Dies ist ein Idealfall. Aber auch sonst ist eine flache Bucht besser als ein langgezogener flacher Uferstreifen, der an tiefes Wasser grenzt.
In strukturreichen Gewässern können Karpfen sich viel häufiger in Komfortzonen zurückziehen, wo sie die Wärme geniessen können und ihnen eine Kaltfront nicht auf den Magen schlägt.
Strukturreiche Gewässer lassen sich im Frühling konstant erfolgreich befischen. Das Schwierige ist, die Komfortbereiche mit den richtigen Tiefen zu finden.
Die Sonne hilft uns beim Aufspüren der Karpfen. Schon oft konnte ich beobachten, dass die Bartelträger morgens am Westufer standen und sich abends in den letzten Sonnenstrahlen am Ostufer wärmten. Es lohnt sich, der Sonne zu folgen und morgens und abends verschiedene Gewässerteile zu befischen.
Kaltes Wasser sinkt zwar, aber nicht wie ein Backstein. Bevor es in tiefere Schichten gelangt, sind grosse Teile in Windrichtung gedriftet. Ist die Lufttemperatur geringer als die Wassertemperatur, ist häufig das windabgewandte Ufer die bessere Wahl.
Fallen die Temperaturen, lege ich meine Köder tiefer. Dort wo die Wassertemperatur möglichst konstant bleibt oder am langsamsten fällt, stehen jetzt unsere Zielfische.
Dauert die Kälte länger, suche ich die Karpfen, wo ich sie auch im Winter vermuten würde. Tiefe Gewässerbereiche, idealerweise mit Totholz oder überhängenden Büschen, sind dann der Schlüssel zum Erfolg, besonders wenn die Stelle vom kalten Wind geschützt liegt. Genauigkeit ist jetzt wichtig. Die Karpfen fressen nicht nur wenig, sie ziehen vor allem deutlich weniger umher. Wenn der Köder nicht in direkter Nähe der Standplätze liegt, bleiben die Bissanzeiger stumm.
Bin ich bei der Stellenwahl unsicher, messe ich an verschiedenen Plätzen die Wassertemperatur, um die wärmsten Bereiche bzw. Tiefen zu finden.
Mit dem «Fish Hawk GTM» lässt sich schnell der Temperaturverlauf der gesamten Wassersäule messen. Das Gerät wird mit der Rute ausgeworfen und ermittelt beim Sinken, anhand des Wasserdrucks, die Tiefe. Zusätzlich misst es die Temperatur in Ein-Meter-Schritten. Ein ideales Hilfsmittel bei der Karpfensuche, nicht nur im Frühling.
Nicht nur Kälte kann erfolgreiches Frühlingsangeln erschweren. Karpfen laichen bei einer Wassertemperatur von 18 bis 20 °C. Aber schon ein paar Grad darunter, vor allem wenn die Temperatur schnell steigt, haben die Fische ihre Fortpflanzung im Kopf und denken kaum ans Fressen.
Die Erfolgsaussichten sind jetzt extrem gering. Dann ist es am effektivsten, auf ein anderes Gewässer auszuweichen. Laichen die Fische in einem flachen Gewässer, fährst Du an ein tiefes Baggerloch, dort sind die Karpfen noch nicht so weit. Sind sie in einem tiefen Gewässer beim Liebesspiel, wechselst Du an ein flaches, hier ist die Hochzeit schon vorbei.
Wenn die Wassertemperatur erstmals 8 °C übersteigt, fressen Karpfen noch sehr wenig. Unter diesen Umständen kann auch in der Schweiz gut angefüttert werden, da oft eine Handvoll bereits einen Unterschied machen kann. Dreimal Anfüttern im Abstand von zwei Tagen bringt gute Ergebnisse. Damit die Karpfen am Angeltag nicht satt sind, lege ich vor dem Ansitz einen Tag Futterpause ein. Beim Angeln füttere ich nur wenig um den Hakenköder.
Frolic ist ein hervorragender Frühlingsköder. Im kalten Wasser ist das Hundefutter attraktiver als Boilies. Der grosse Vorteil ist aber, dass man Frolic kaum überfüttern kann. Früher oder später kümmern sich die Weissfische darum. Mit harten Boilies ist der Platz schnell überfüttert.
«Locken ohne zu sättigen!» lautet also die Erfolgsformel. Ein dunkler Boilie, der sich farblich kaum vom Gewässerboden abhebt, lockt nur über seine Inhaltsstoffe. Ein auffällig gefärbter Köder wirkt zusätzlich visuell. Weisse oder fluo-farbene Pop-Ups, kurz über Grund angeboten, sorgen dafür, dass unser Köder leichter gefunden wird. Gern garniere ich meine Hakenköder mit neonfarbigen Plastik-Baits.
Nicht nur bei meinen Hakenködern setze ich auf Farbe. Helle Boilies haben aufgrund ihrer Auffälligkeit eine hohe Lockwirkung. Das gilt auch für Mais (gelb) und Erdnüsse (weiss).
Boilies in Lockstoff einlegen erhöht die Attraktivität. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit natürlichen Lock-Extrakten aus dem Fachhandel gemacht. Aminol, Salminol und Krill sind tierischen Ursprungs. Melasse und Corn Steep Liquor sind pflanzliche Produkte. Alle haben eine hohe Anziehungskraft auf Karpfen.
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