17 | 07 | 2019 | Schweiz | Praxis | 0 | 14947 |
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Horizonterweiterung mit dem Fischerkajak
Ruben und Robin mit ihrem Fischerkollegen Dominik erfüllen sich einen Bubentraum und machen ihren ersten Ausflug mit Profi-Kajaks. Der Thunersee zeigt sich dabei von seiner besten Seite und die Fische beissen häufiger, als es das alpine blaue Wasser auf den ersten Blick erwarten lässt.
Schon immer wollte Robin einmal auf einem Kajak geräuschlos übers Wasser gleiten und sich möglichst unbemerkt an die Fische heranpirschen. Ruben und Dominik geht es genauso und so ist schon bald ein Termin vereinbart, um diesen kleinen Traum in Erfüllung gehen zu lassen. Eigentlich böte der heimische Zürichsee alles für einen solchen Trip, wäre da nicht die Schifffahrtskontrolle. Denn die Einschränkung für Paddelboote lässt ein solches Kajakabenteuer hier nicht zu (siehe die schweizweite Übersicht zu den Möglichkeiten der Kajakfischerei). Doch glücklicherweise unterstützt «Roli» Roland Mannhart von kayak-point.ch am Thunersee unser Vorhaben mit seinen aufs Fischen angepassten Kajaks. Er holt auch seinen Fischerkollegen Urs mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung am Thunersee als Guide hinzu.
Schneller Einstieg ins Kajak
Roli und Urs machen uns den Einstieg beim Delta in Gwatt leicht, indem sie die wichtigsten Infos zu Handling und Sicherheit kurz und bündig vermitteln und uns nicht allzu lange an Land zappeln lassen. Denn wir spüren alle das «Reissen» und wollen ab aufs Wasser. Zu fünft machen wir uns auf dem kleinen Kanal durch den Deltapark in Richtung See. Die kurze Fahrt reicht gerade aus, um sich mit dem neuen Untersatz und dem Pedalantrieb vertraut zu machen. Vor uns eröffnet sich ein fischereilich interessantes Gebiet mit Flachwasserzonen vor dem Schilf, einer langgezogenen Kante und einer Übergangszone mit mittlerer Wassertiefe und geankerten Segelschiffen, gleich dahinter das Freiwasser, wo regelmässig auch Seeforellen gefangen werden, wie Urs zu berichten weiss. Die Morgenstimmung ist prächtig und das Gleiten mit den Kajaks auf dem blauen Wasser macht uns euphorisch.
Fulminanter Start
Zu Beginn schwärmen wir zwischen den geparkten Segelschiffen aus und machen hier die ersten Würfe. Möglichst naturgetreu und dezent fischen oder mit Schockfarben den Kontrast zum alpinen Wasser suchen? Robin entscheidet sich für einen pinken 6-Inch-Gummi am 50?Gramm schweren weissen Fransenjigkopf. Diesen lässt er bis zum Grund absinken und kurbelt ihn ohne grosses Gejigge hoch. Er erhofft sich, dass die Fransen ihre Arbeit auch ohne sein Zutun machen. Mit seiner Strategie liegt er offenbar richtig, denn es vergehen keine 10 Würfe, bis auf Robins Rute im Mittelwasser ein Mordsbiss erfolgt und die Rute sich mächtig krümmt. Für einen Moment herrscht etwas Hektik auf dem Wasser. Die anderen Kajaks fahren näher, um beim Spektakel mitzufiebern. Robins Kajak bewegt sich durch den Zug des Fischs und für ihn fühlt sich dieser Drill so unmittelbar und an den Fisch angepasst an wie noch nie. Schliesslich zeigt sich ein stattlicher 85er-Hecht, den Guide Urs mit einem Kiemengriff landet. Was für ein Kajak-Anfängerglück! Dominik berichtet im Anschluss noch von einem Nachläufer auf den grossen Hechtgummi und hochmotiviert schwärmen wir wieder aus. Doch bis zum Mittag passiert nicht mehr viel. Derweil die anderen es weiterhin mit grossen Ködern auf Hecht versuchen, fährt Ruben in den etwas weiter hinten gelegenen Mündungsbereich der Kander und versucht es mit schlanken Wobblern in der Hoffnung auf schwarz punktierte Räuber. Der Versuch war es wert, denn dabei konnte Ruben auch das beträchtliche Tempo und die Wendigkeit dieser Paddelboote ausloten. Mit dem Fischerkajak kommt man wirklich schnell auf dem Wasser herum und bewegt sich dabei erst noch leise. Möglicherweise braucht man damit auch weniger als die berüchtigten tausend Würfe, um an eine Seeforelle heranzukommen …
Licht und Schatten auf dem neuen Gefährt
Nachdem die letzten «Räubergschichtli» am Mittagstisch erzählt und die Batterien aufgeladen sind, begeben wir uns wieder aufs Wasser. Das Einwassern, Parkieren und Einsteigen gestaltet sich mit den Kajaks erstaunlich einfach und so legen wir nach der Halbzeit schon einen ziemlich flotten Umgang mit den neuen Gefährten an den Tag. Wir fischen mit Tretkajaks, die über Schalter an den Seiten gelenkt werden können und wirklich leicht zu manövrieren sind. Mit den seitlich befestigten Rutenhaltern, den an verschiedenen Stellen des Kajaks angebrachten Löchern für weitere Ruten und je einer Ablagefläche vor und hinter dem bequemen Sitz ist auch Platz genug für alles da, was es für einen abwechslungsreichen und erfolgreichen Fischertag braucht.
Nach der Hechtfischerei vom Morgen kramt Robin als nächstes seine Felchenrute hervor – und da passiert es: Das Kajak neigt sich zur Seite, Robins Feumer rutscht vom Kajak und versinkt sang- und klanglos im glasklaren Wasser. Weil das Missgeschick innert wenigen Sekunden passiert, bleibt Robin kaum Zeit zum Reagieren. Wir halten fest: was auf dem Kajak nicht niet- und nagelfest ist, sollte zusätzlich gesichert werden.
Felchen? Nein, doch lieber Hechte
Trotz dieses Dämpfers fischen wir noch etwas weiter auf Felchen. Guide Urs, der ein paar Meter nebenan fischt und die Stelle vorgeschlagen hat, spielt seine ganze Erfahrung aus und kann in kurzer Zeit zwei Felchen landen. «Urs, ich muss wieder zu den Hechten», so Robins Kommentar. Das Felchenfischen bringt ihm offensichtlich kein Glück heute. Die 30 Meter zurück zur Hechtstelle sind rasch und ohne Aufbrausen eines Motors zurückgelegt. Diesmal sind es jedoch deutlich über 10 Würfe mit dem pinken «Weihnachtsbaum», bis es wieder einen harten Einschlag in Robins Rute gibt. Nach kürzerem Drill liegt diesmal ein 70er-Hecht neben dem Kajak im Wasser. Robin denkt an die morgendliche Handlandung von Urs und versucht es ihm gleichzutun. Weil man im Kajak so nah am Wasser ist, bietet sich das auch an. Allerdings muss auch der Kiemengriff beim Hecht geübt sein. Robins Hand ist nach dem Fang blutüberströmt, er strahlt aber trotzdem wieder. Ruben und Dominik zieht es derweil Richtung Thun, wo sie in der ausgedehnten Flachwasserzone bis vor Schadau kleinere Wobbler und Gummis schleppen, in der Hoffnung auf die gestreiften Räuber. Ruben probiert dabei auch den Einsatz von kleinen Ruten-Sideplanern beim Kajakfischen. Problemlos lassen sich damit vier Schnüre schleppen, das Kajak hält den Kurs trotzdem gerade und stabil. Fische steigen dabei aber leider keine ein. Zurück in Gwatt berichtet Urs von einem Egli, das er gerade beim Felchenzupfen an der Nymphe hatte. Das ist das Signal für Ruben. Er entscheidet sich darauf für einen Versuch mit Gummiwürmern am Texas-Rig in der Felchenzone, was auf Anhieb funktioniert: Er lupft bei jedem zweiten Wurf einen Stachelritter aufs Kajak.
Vereinbarkeit von Geselligkeit und Eigensinn
Fischt man einen ganzen Tag zu dritt auf einem Boot, kann es schon mal eng werden. Nicht nur, was den Platz anbelangt. Diskussionen darüber, welche Stelle man als nächstes anfährt, können schon mal den einen oder anderen «Lätsch» nach sich ziehen. Die Situation mit den Kajaks im Verbund bringt da eine ganz andere Dynamik mit sich. Will man sich mit dem Kollegen kurz austauschen oder einen Fisch bestaunen, fährt man rasch zu ihm rüber und kann einen Schwatz halten oder ihm auf die Schulter klopfen. Hat man hingegen eine Eingebung, der man unmittelbar folgen möchte, versetzt man sich mit dem Kajak ein paar Meter und kann die Idee sofort umsetzen. Bei einer dieser Zusammenkünfte auf dem Wasser berichtet Dominik begeistert davon, wie er gerade einem Brachsmen auf kürzeste Distanz beim Fressen zuschauen konnte. Dieser schien sich durch die Präsenz des Kajaks nicht im Geringsten gestört zu fühlen. Mit Kajaks unterwegs geht man also sowohl den Fischerkollegen als auch den Fischen ein bisschen weniger auf die Nerven.
Kajak-Fischen in der Schweiz
Du willst wissen, ob in Deinem Kanton oder bei Deinem nächsten Fischertrip in den Ferien in der Schweiz das Fischen mit dem Kajak erlaubt ist? «Petri-Heil» schafft schweizweit Übersicht und hat die wichtigsten Infos zu den kantonalen Bestimmungen zusammengefasst. Erkenne auf einen Blick, wo Dein nächstes Kajak-Abenteuer stattfinden kann.
Aargau
Die Fischerei vom Kajak wird der sonstigen Bootsfischerei gleichgestellt und ist demzufolge erlaubt. Ob die Bootsfischerei in einem Fliessgewässer erlaubt ist, richtet sich nach den jeweiligen Pächtern.
Appenzell Ausserrhoden
Die wenigen kleinen Fliessgewässer im Kanton sind fürs Fischen mit dem Kajak kaum geeignet. Grundsätzlich besteht aber keine kantonale Regelung und in den Pachtgewässern darf nur mit Einverständnis des Pächters gefischt werden.
Appenzell Innerrhoden
In Appenzell Innerrhoden gibt es keine Möglichkeit, mit dem Kajak zu fischen.
Baselland
Geeignete Gewässer gibt es aufgrund der kurzen Abschnitte zwischen den Wasserkraftwerken kaum, auch wenn es vonseiten des Kantons keine Regularien dazu gibt. In den Staubereichen gelten gegebenenfalls Regularien der Kraftwerkbetreiber. Im kurzen Rheinabschnitt sind Beschränkungen aufgrund der Schifffahrt möglich.
Basel-Stadt
Im Kanton Basel-Stadt darf grundsätzlich nicht vom Boot aus gefischt werden.
Bern
Wo die Schifffahrtsgesetzgebung die Schifffahrt zulässt, ist auch die Fischerei mit dem Kajak zulässig.
Freiburg
Das stehende Kajak ist, wie andere Boote auch, für die Fischerei zugelassen. Sobald man vom sich bewegenden Kajak aus fischen möchte, ist ein Schlepppatent vonnöten.
Genf
Auf dem schweizerischen Teil des Léman sind Kajaks den anderen Booten gegenüber gleichgestellt, weshalb diese für die Fischerei zugelassen sind. Vom 1.4. bis zum 30.9. darf auch auf einem Abschnitt der Rhone mit dem Kajak gefischt werden.
Glarus
Die Fischerei mit dem Kajak ist auf dem Walensee und auf dem Klöntalersee im Rahmen der Patentfischerei erlaubt. Das Zusatzpatent «Schleppangelfischerei» ist nicht notwendig, ausser man möchte mehr als 2 Anbissstellen verwenden.
Graubünden
Über die Zulassung der Art der Boote für die 5 Patentseen entscheiden die Gemeinden. Nach derzeitigem Wissensstand der Fischereiverwaltung sind Kajaks nicht zugelassen. Bisher wurden auf den Gewässern mit Privatfischereirechten noch nie Kajaks eingesetzt.
Jura
Das Fischen mit dem Kajak, sowie mit sämtlichen anderen Booten auch, ist auf den Gewässern des Kantons Jura strikte verboten.
Luzern
Mit dem Kajak darf im luzernischen Teil des Vierwaldstättersees und im Sempachersee gefischt werden.
Neuenburg
Die Fischerei mit dem Kajak ist überall dort zulässig, wo auch die übrige Bootsfischerei erlaubt ist.
Nidwalden
Die Kajakfischerei ist im Rahmen des Vierwaldstättersee-Konkordats erlaubt.
Obwalden
Überall dort, wo Boote für die Fischerei zugelassen sind (Alpnachersee, Sarnersee und Lungerersee), kann auch mit dem Kajak gefischt werden.
St. Gallen
Das Kajakfischen ist in den Patentgewässern mit dem Bootspatent zulässig. Das Kajakfischen in den Pachtgewässern richtet sich nach den jeweiligen Regeln der Pächter.
Schaffhausen
Kajaks werden als Paddelboote betrachtet und das Fischen mit selbigen ist im Kanton Schaffhausen nicht gestattet.
Schwyz
Abgesehen von den kantonalen Naturschutzzonen und den kommunalen Wasserschutzzonen darf im Kanton Schwyz mit einem Bootspatent auf einem Kajak gefischt werden.
Solothurn
Die Kajakfischerei ist auf denjenigen Strecken gestattet, die mit dem Kajak befahren werden dürfen, sogar auf Naturschutzstrecken, weil das Kajak nicht motorisiert ist. Welche Strecken im Besonderen zur Fahrt mit dem Kajak offen sind, regelt das Amt für Umwelt.
Tessin
Im Tessin ist die Kajakfischerei auf dem Verbano und dem Ceresio (CH-Teil des Lago Maggiore und Lago di Lugano) erlaubt. In den Flüssen sowie auf den Bergseen ist die Fischerei mit dem Kajak nicht zulässig.
Thurgau
Das Kajak wird wie ein Boot gehandhabt. Es gelten dieselben Bestimmungen wie für die sonstige Bootsfischerei.
Uri
Kajakfischen ist auf dem Urnersee unter Berücksichtigung der Schutzzonen erlaubt. Auf dem Seelisbergersee ist das Fischen nur von einem immatrikulierten Boot aus erlaubt. An den Bergseen darf nur vom Ufer aus gefischt werden.
Waadt
Es gelten für Kajaks auf sämtlichen Seen dieselben Bedingungen wie für die restlichen Bootsfischer.
Wallis
Das Fischen mit dem Kajak ist, wie die übrige nicht motorisierte Fischerei, im Kanton Wallis erlaubt, solange sie kein Hindernis für die Uferfischerei darstellt und die aquatische Fauna nicht in Mitleidenschaft zieht. Fischortungsgeräte sind beim Kajakfischen nicht erlaubt.
Zug
Für das Fischen mit dem Kajak im Kanton Zug gelten im Zuger- und Ägerisee dieselben Bestimmungen wie bei der sonstigen Bootsfischerei auch.
Zürich
Das Fischen mit dem Boot, und dazu zählt die Fischereiverwaltung auch das Kajak, ist nur mit einem immatrikulierten Boot erlaubt. Die Schifffahrtskontrolle zählt das Kajak jedoch zu den Paddelbooten und diese werden für die Immatrikulation nicht zugelassen.
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