16 | 02 | 2018 | Praxis | 0 | 5959 |
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«Mann über Bord!»
Die Frage sollte jeden Bootsfischer, der alleine zum Fischen hinausfährt, beschäftigen: Was passiert, wenn du ungewollt über Bord gehst, während dein Motor noch läuft?
Die Antwort, die normalerweise als erstes kommt: «Hinterherschwimmen!» Nur: Mit schweren, vollgesogenen Thermo-Kleidern ein Boot einholen, das mit Schleppgeschwindigkeit weiterfährt? Schlicht unmöglich!
Klar, es gibt bei jedem Fischerboot mit Aussenborder diese gekräuselte, rote Reissleine, die man sich irgendwo an den Kleidern einklemmen könnte und die sofort den Motor ausschaltet, wenn sie gezogen wird. Allerdings bleibt es bei fast allen Fischern beim «könnte». Diese Leine ist nämlich meist nur gerade mal 30 cm lang, und bei jeder zweiten Bewegung würde der Not-Stopp des Motors getätigt – und als Folge davon könnten sich die Köder miteinander verheddern. Daher, wenn wir ehrlich sind: Kaum jemand benutzt diese Reissleine! Zumindest keiner der Fischer, mit denen ich je zusammen auf dem Wasser gewesen bin – und das waren jede Menge.
Beispielsweise begleitete ich Fischer, die, wenn sie alleine draussen sind, eine Schwimmweste tragen. Ohne wasserdichtes Handy, mit dem man im Notfall die Rettung alarmieren und den eigenen Standort mitteilen kann, nützt auch eine Schwimmweste wenig. Bei Wassertemperaturen von 5 °C hat ein Mensch nämlich die maximale Überlebenszeit von 55 Minuten, bei zehngrädigem Wasser überlebt er im Optimalfall 100 Minuten. War dir das bewusst?
Sicherheit durch neue Technologie
Als ich am 26. Dezember zusammen mit Walter Thoma und Philipp Öfner an der Seeforellen-Eröffnung auf dem Walensee teilnehmen durfte und der Wind mal von links, dann von rechts, und dann wieder abwechselnd von vorne und von hinten böig auffrischte und unser Boot durchschüttelte, unterhielten wir uns über genau dieses Thema. Unabhängig voneinander hatten Walter und Philipp nach einer verlässlich funktionierenden und auch bezahlbaren Möglichkeit gesucht, dieses Sicherheitsrisiko zu eliminieren. Und beide wurden fündig – bei derselben norwegischen Firma namens «Fell Marine». Das System von Fell Marine nennt sich «MOB+» (Man Overboard System Plus) und beinhaltet einen Sender sowie einen Empfänger mit Notstopp-Schalter für den Motor, den man dort fix einbaut.
Sofort-Stopp des Motors
Durch das System, das kabellos («wireless») und gemäss Hersteller mit allen Aussenbordmotoren funktioniert, ist man in der Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt. So funktioniert es: Beim Einschalten des Motors koppelt man auch seinen Sender mittels Knopfdruck für drei Sekunden an den Empfänger. Ist dies getan, ist man bereits gesichert, ist sozusagen die unsichtbare Reissleine montiert. Denn ab sofort «kommunizieren» Sender und Empfänger permanent miteinander. Fällt der Fischer über Bord, reisst diese Verbindung ab und der Empfänger schaltet augenblicklich den Motor aus. So kann der Fischer zum Boot zurückschwimmen.
Walter Thoma ist überzeugt, dass dieses «MOB+»-System ein wertvolles Sicherheits-Plus für alle Fischer darstellt, die auch mal alleine zum Fischen fahren, und demonstriert es erstmals an der Messe «Fischen Jagen Schiessen». Der Einbau des Systems sei, so Walter Thoma, für «durchschnittlich Begabte» machbar. Der Kaufpreis ist noch nicht definiert, «wird aber bei maximal 400 Franken liegen», wie der Schiffsbauer erklärt.
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