20 | 09 | 2024 | Schweiz | Diverses | 0 | 1408 |
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Schmutzwasser und unser Beitrag
Von Haus und Strasse bis in die Gewässer
Es ist eine verbreitete Annahme, dass alle Ablaufschächte in eine Abwasserreinigungsanlage (ARA) münden. Entsprechend sorglos wird mancherorts Schmutzwasser direkt in den nächstbesten Schacht hineingekippt. Auch gesammeltes Regenwasser ist nicht frei von Verschmutzungen. Hier ein Überblick über unser Abwassersystem, Verschmutzungen im Strassenabwasser, deren Einfluss auf die Gewässer sowie die notwendigen Massnahmen.
Rund 97 % der Schweizer Haushalte sind an eine Abwasserreinigungsanlage (ARA) angeschlossen. Das öffentliche Kanalsystem hat in der Schweiz eine Länge von rund 60?000 km. Dies entspricht eineinhalbmal dem Umfang der Erde. Nebst dem Abwasser aus Haushalten und Industrie muss damit auch das Regenwasser von den versiegelten Oberflächen, zum Beispiel von Strassen und Plätzen, abgeleitet werden. Heute sind rund 5% der Landesfläche versiegelt, deren Anteil vergrössert sich aber stetig.
Wie erkenne ich Abläufe, die in Gewässer oder ins Grundwasser führen?
Schächte können das Wasser sowohl in ein Mischsystem oder ein Trennsystem ableiten. Beim Mischsystem fliesst das Wasser zusammen mit den Hausabwässern in eine ARA. Beim Trennsystem fliesst das Wasser nicht in eine ARA, sondern es versickert direkt und landet damit im Grundwasser oder in nahegelegenen Gewässern. Die Entsorgung von Abfällen und Flüssigkeiten sollte also nie über einen Schacht, Ablaufgitter oder dergleichen erfolgen. Von den Schächten, die in Wasserleitungen mit Trennsystem führen, gibt es in der Schweiz mehr, als man vielleicht im ersten Moment denken könnte. Nebst der Einführung von Reinigungsanlagen bei Leitungen mit Trennsystem ist die Kennzeichnung von ungereinigten Abflüssen entscheidend. Dafür bietet sich zum einen der VonRoll Strassenrost «FISHROLL» an, welcher in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Vereinigung der Fischereiaufseher (SVFA) entworfen wurde. Er dient zur Kennzeichnung von Abläufen, welche in Gewässer oder ins Grundwasser fliessen. Zum anderen bietet die Vereinigung der Schweizerischen Abwasserfachleute (VSA) Plaketten an, um bestehende Abflussdeckel zu kennzeichnen.
Strassenabwässer beinhalten mehr als nur Regenwasser
Durch Brems-, Strassen- und Reifenabrieb sowie durch Treibstoffrückstände oder Schmiermittel hat es in Strassenabwässern sehr viele Schadstoffe. Seit 2002 wird daran gearbeitet, stark befahrene Strassen umweltverträglich zu entwässern, indem zum Beispiel Strassenabwasserbehandlungsanlagen (SABAs) zur Reinigung durch Versickerung des Abwassers eingebaut werden. Somit ist in den nächsten Jahren mit einer stetigen Reduktion der Schadstoffeinträge von Strassen in Oberflächengewässer zu rechnen. Vielfach wird die Strassenentwässerung jedoch erst verbessert, wenn ein Strassenabschnitt aus anderen Gründen saniert werden muss.
Wie viel Reifenabrieb gibt es?
Ein Autoreifen verliert im Lauf seines Lebens rund 4 Kilogramm an Gewicht. In der Schweiz entstehen so pro Jahr schätzungsweise 10?000 Tonnen Reifenabrieb. Rund 4000 Tonnen davon dürften in den Gewässern enden; ein weiterer Teil in den Uferzonen. Insbesondere vielbefahrene Strassen sind stark betroffen. Bei grossen Flüssen wie Aare oder Rhein ist die Belastung dank der grossen Wassermenge deutlich geringer als bei kleineren Gewässern entlang vielbefahrener Strassen. Vor allem die dicht besiedelte Mittellandebene ist dadurch stark betroffen.
Der Einfluss von Reifenabrieb
Was wissen wir über das Risiko von Reifenabrieb? Die Schwierigkeit ist, dass ein Reifen aus rund 400 verschiedenen Substanzen besteht. Bei vielen Inhaltsstoffen ist das Umweltrisiko noch nicht bekannt. In Untersuchungen der Eawag konnte gezeigt werden, dass der Reifenabrieb über die Insekten und Krebstiere in die Nahrungskette aufgenommen wird und dadurch auch in den Fischen landet. Bei Silberlachsen in Nordamerika wurde eine hohe Sterblichkeit nach Regenereignissen aufgrund von Reifenabrieb nachgewiesen. Die enthaltene Substanz 6PPD-Chinon ist nachweislich für diese Vergiftungen verantwortlich. Der Stoff ist ein gängiges Reifen-Antioxidationsmittel und ist daher auch in Autoreifen in der Schweiz enthalten. Tests konnten bei tieferen Konzentrationen keine akute Giftigkeit von Reifenabrieb auf Regenbogenforellen feststellen. Es gibt mehrere Resultate, die zeigen, dass unterschiedliche Fischarten und verschiedene Altersklassen unterschiedlich reagieren. Bei höheren Konzentration sind die schädlichen Auswirkungen von Zink und 6PPD-Chinon gut dokumentiert. Die Mengen sind also mitentscheidend.
Wie kann ich Reifenabrieb reduzieren?
- Kilometerleistung nach Möglichkeit reduzieren und Fahrgemeinschaften bilden
- Leichte Fahrzeuge mit schmalen Reifen einsetzen und ökonomisch fahren
- Reifendruck regelmässig kontrollieren
- Reifenmischungen mit hoher Laufleistung verwenden
- Rechtzeitig im Frühling für die Sommersaison von Winter- auf Sommerpneus umstellen
Was kann ich im Alltag beitragen?
Grundsätzlich gilt: Feste Stoffe gehören in die Mülleimer oder sollten an den Recyclingstellen abgegeben werden. Bei flüssigen Stoffen gehören nur unproblematische Haushaltsmittel ohne entsprechende Gefahrenetiketten in den Abfluss – alles andere kann bei Entsorgungsstellen der Gemeinde oder in Fachgeschäften abgegeben werden. Gewisse oft gebrauchte Schadstoffe sind besonders hochgiftig für Wasserlebewesen. So zum Beispiel:
- Javelwasser als Bleich- und Reinigungsmittel
- Reinigungsmittel für die Reinigung von Autos, Velos usw.
- Pflanzenschutzmittel
- Farbe und das für die Reinigung der Pinsel benutzte Wasser
- Zement für kleine oder grosse Arbeiten
Diese Aufzählung ist nicht abschliessend. Es sollten immer die jeweiligen Entsorgungshinweise auf den Produkten und auch der Entsorgungsplan der Gemeinde beachtet werden.
Weitere Informationen:
Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigung der Schweizerischen Fischereiaufseher (SVFA)
> fischereiaufseher.ch
Video: Unter jedem Abfluss verbirgt sich ein Fluss
> youtube.com
ADAC Reifentests
> adac.de
BAFU – Entwässerung von Verkehrswegen
> bafu.admin.ch
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