Sorgen um ökologische Ausrichtung des BAFU
03 | 06 | 2020 SchweizText: Tomasz Sikora 06103
03 | 06 | 2020 Schweiz
Text: Tomasz Sikora 0 6103

Sorgen um ökologische Ausrichtung des BAFU

Die Meldung liess aufhorchen: Der Fischerei wurde wegen einer Umstrukturierung im BAFU intern per 1. Mai 2020 ein neuer Platz zugewiesen. Die bisherige Abteilung Arten, Ökosysteme und Landschaft trägt neu die Bezeichnung Abteilung Biodiversität & Landschaft (B&L).


Als einziger Teilbereich der Abteilung wird die Sektion Lebensraum Gewässer mit dem Bereich Fischerei unter dem bisherigen Leiter Andreas Knutti aufgelöst. Diese Änderung sorgte für Stirnrunzeln, denn gerade die aquatische Biodiversität gilt als besonders bedroht. Die fischereilichen Belange sind nun fast alle in der Abteilung Wasser vereint. «Das Bundesamt für Umwelt hat per 1. Mai 2020 die organisatorischen Strukturen angepasst, um in der Biodiversitäts- und Landschaftspolitik die künftigen Herausforderungen umfassend, effizient und zielgerichtet meistern zu können», wird zu den Gründen für die Umstrukturierung mitgeteilt. Anders als der eine oder die andere erwartet hätte, wird die neue Sektion Revitalisierung und Fischerei nicht von Adreas Knutti geleitet, der zum wissenschaftlichen Mitarbeiter heruntergestuft wurde. Die Leiterin der neuen Sektion wurde Susanne Haertel-Borer, die «nach der Übernahme der Sektion Revitalisierung im Jahr 2017 ihre Führungserfahrungen ausbauen konnte», wie das BAFU schreibt.  Sie ist studierte Gewässer- und Fischökologin, war lange als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg in Langenargen tätig und «fischt seit ihrer Kindheit in ihrer Freizeit; vor allem mit der Fliege im In- und Ausland», so das Amt weiter. 


Umstrukturierung löst Befürchtungen aus 

Die Zusammenführung der fischereilichen Themen in der Abteilung Wasser mag Sinn machen. Tatsache bleibt aber, dass die Fischerei, die vorher ein eigener Teilbereich war, nun Teilbereich eines Teilbereichs – also heruntergestuft – wurde. Das hat beispielsweise zur Folge, dass das Prädatorenmanagement nun von der Fischerei getrennt ist. «Das birgt Gefahren», kommentierte Kurt Bischof vom Schweizerischen Fischerei-Verband (SFV) in der März-Ausgabe der Schweizerischen Fischerei-Zeitung, weil es pragmatische Diskussionen und das Finden von Lösungen in diesem Bereich erschwere. 

Viel wichtiger ist aber, dass das nach Aussen als Signal der Abwertung der Fischerei gewertet werden kann – und von vielen auch so gewertet wird. In Fischereikreisen wird befürchtet, dass die Fische und ihr Lebensraum an politischem Gewicht verlieren und die Anliegen der Fischerei noch weniger gehört werden. Diese Ängste kommen nicht von ungefähr, hat doch erst Ende 2019 die Wasserkraftlobby einen Erfolg in Bern eingefahren. Das Parlament hat die parlamentarische Initiative von Albert Rösti (SVP) angenommen, die forderte, dass bei der Neuvergabe von Wasserkraftkonzessionen nicht der ursprüngliche Gewässerzustand berücksichtigt wird, sondern der aktuelle. 

Wie der SFV im genannten Beitrag schrieb, war die Ausrichtung der eben aufgelösten Abteilung Lebensraum Gewässer unter der Leitung von Andreas Knutti eine pointiert ökologische. Es bleibt abzuwarten, ob dies nach der Umstrukturierung so bleibt oder ob wieder vermehrt wirtschaftsfreundlich gehandelt wird. Angesichts der aktuell angespannten wirtschaftlichen Situation kann in dieser Frage allerdings nicht mit Optimismus in die Zukunft geschaut werden. Das BAFU gibt sich dazu wortkarg. Es wiederholt lediglich, von wem die parlamentarische Initiative stammte und wer sie ausgearbeitet hat: «Die Änderung des Wasserrechtsgesetzes (Art. 58a Abs. 5) geht zurück auf die parlamentarische Initiative Rösti (16.452). Diese Gesetzesanpassung wurde vom Parlament, bzw. von einer parlamentarischen Kommission ausgearbeitet.» 


Die Verantwortliche schweigt

Von gut informierter Seite ist zu hören, dass die Umstrukturierung von der zuständigen BAFU-Vizedirektorin Franziska Schwarz angestossen worden sei. «Petri-Heil» hätte deshalb gerne von ihr persönlich erfahren, was die Beweggründe für die Umstrukturierung waren und ob die ökologische Ausrichtung des BAFU im Bereich Fischerei auch nach der Umstrukturierung erhalten bleibt. Franziska Schwarz zog es vor, einen Zivildienstleistenden in der Kommunikationsabteilung mit der Beantwortung unserer Fragen zu beauftragen. Die Einschätzung, ob diese Tatsache symbolisch für den Stellenwert der Gewässer und der Fischerei innerhalb des BAFU stehen kann, sei an dieser Stelle jeder Leserin und jedem Leser selbst überlassen.

 

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