[St. Croix] </br>Legendäre Ruten aus dem Norden der USA
29 | 11 | 2024 Reisen | ProdukteText & Fotos: Nils Anderson 0400
29 | 11 | 2024 Reisen | Produkte
Text & Fotos: Nils Anderson 0 400

St. Croix
Legendäre Ruten aus dem Norden der USA

In den Weiten von Nordwisconsin liegt Park Falls, ein 2000-Seelen Dorf umgeben von Wäldern und Seen. Hier werden seit 1951 in Hand­arbeit die ikonischen Ruten von St. Croix hergestellt. «Petri-Heil» hat die Rutenfabrik und ein paar umliegende Gewässer besucht.


Meine Laufbahn als begeisterter Hobbyfischer nahm ihren Anfang in Wisconsin, wo ich schon seit Jahrzehnten immer wieder Ferien mache und dabei fischen gehe, wann immer es mir möglich ist. In Chippewa Falls, dem Heimatdorf meines Vaters, gibt es einen kleinen Laden, «Bill’s Sport Shop», welcher Fischerei- und Jagdartikel verkauft. Eine typisch nordamerikanische Auslegung des Begriffs Sport eben. Dort sah ich den Slogan «best rods on earth» – die besten Ruten der Welt – zum ersten Mal, verbunden mit Preisschildern, die mit meinem damaligen Studentenferiengeld nicht vereinbar waren.

 Wahrhaftiges Fischerparadies: Die Seen in Nord-Wiconsin sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern beherbergen auch eine Vielzahl interessanter Fischarten.

Wahrhaftiges Fischerparadies: Die Seen in Nord-Wiconsin sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern beherbergen auch eine Vielzahl interessanter Fischarten.


Im Land der Profis

Ausser Wäldern, Seen, endlosen Highways und dem lokalen Football-Team, den Green Bay Packers, hat der dünn besiedelte Norden Wisconsins nicht viel zu bieten. So erstaunt es wenig, dass gefühlt jedermann ein begeisterter Fischer ist. Jede zweite Tankstelle verkauft Lebendköder und das Wichtigste an kleinem Zubehör, jeder etwas grössere See hat mehrere Einwasserungsrampen. Wenn ein See einen guten Ruf geniesst und etwas touristische Infrastruktur aufweist, dann ist er an den Wochenenden aber so richtig voll bepackt mit top ausgerüsteten Fischerbooten, wie sie bei uns nur ganz wenige besitzen. Fischen können die Amis tatsächlich wie die Weltmeister, und für die meisten ist der Bass der liebste Zielfisch. Mit stupender Präzision wirft eine Heerschar Fischer auf ihren hochmodernen Booten Spot um Spot an, zentime­ter­genau vors Ufer, neben versunkene Bäume und See­rosen­felder, immer auf der Suche nach dem nächsten Reaktionsbiss eines Bass, den sie im Übrigen ausnahmslos zurücksetzen. Dabei ist nicht einmal ein Turnier oder sowas im Gang, bloss ein Wochenende vor dem Nationalfeiertag. Dass sie nebenbei mit dem Fuss und wie beiläufig den Elektromotor kontrollieren und ihre Echolot-Bildschirme ständig im Blick haben, versteht sich von selbst. Ebenso der Umstand, dass Frauen und Kinder wacker mitmachen. Beobachten konnte ich all das diesen Sommer auf dem Lake Nokomis, unweit von Park Falls, und es ist mir schon lange nicht mehr passiert, dass ich mich derart als Anfänger fühlte.

 Der «Black Crappie» z. B.  gehört zu den beliebteren Sport- und Speisefischen in Übersee.

Der «Black Crappie» z. B. gehört zu den beliebteren Sport- und Speisefischen in Übersee.


«Just talk about fishing»

Wer an die USA denkt, der hat die grossen Spannungen und Verwerfungen in der Gesellschaft fast augenblicklich vor Augen. Auch mir ging es diesen Sommer nicht anders. Und mit der Aussicht, eine besonders ländliche Gegend mit entsprechend grossem Zuspruch für Trump zu besuchen, war ich nicht nur euphorisch. Wie ich mich also verhalten solle, fragte ich meinen Onkel. «Just talk about fishing!» – Sprich einfach übers Fischen – war seine simple und einleuchtende Antwort. Tatsächlich ermöglicht das Fischen – ganz im Gegensatz zu anderen weltanschaulichen Themen – eine gutmütige Verständigung mit Fremden.

 Der Firmenslogan zeugt von Selbstbewusstsein: Auf Deutsch heisst das nichts anderes als «die besten Ruten der Welt».

Der Firmenslogan zeugt von Selbstbewusstsein: Auf Deutsch heisst das nichts anderes als «die besten Ruten der Welt».


38 Arbeitsschritte

Bei meinem diesjährigen Aufenthalt stand auch ein Besuch der Rutenfabrik von St. Croix in Park Falls im Programm. Die Fahrt dorthin führt – egal von welcher Himmelsrichtung man anreist – über einsame, schnurgerade Highways, die sich durch die Wälder und über die Hügel ziehen, zwischendurch blitzt zwischen den Bäumen ein Gewässer auf oder ein Ortsschild weist auf einen Weiler mit ein paar Dutzend Bewohnern hin.

Auf dem Firmengelände in Park Falls ist es dann etwas geschäftiger. Wir sind eingeladen auf eine Besichtigungstour durch die Rutenfabrik. Wie so eine Fischerrute hergestellt wird, kann hier Schritt für Schritt beobachtet werden. Vom Zuschneiden der Carbon-Folien über das Backen im Ofen hin zum Testen der Kurve, dem Montieren der Griffe, der Beringung und schliesslich der finalen Lack-Veredelung wird jeder Arbeitsgang vor Ort gemacht. 38 Leute nehmen hier jede Rute in die Hand, insgesamt sind es Woche für Woche 3000 Stück von x-verschiedenen Modellen, die die Fabrik verlassen. Brian, ein hochgewachsener Mann, der die Tour führt, erklärt uns jeden Schritt und zeigt auch das Büro, wo neue Prototypen erarbeitet werden. Dass nicht jede Idee realisiert wird und am Schluss auch im Regal steht, versteht sich zwar von selbst, doch dass jeweils gleich Dutzende Spezifikationen verworfen werden, bis am Ende genau die beabsichtigten Details umgesetzt sind, zeigt auch, wie ernst es die Leute hier meinen mit dem Rutenbau.

 Zu Besuch in der Fabrik von St. Croix: Rutenbau bedeutet viel Handarbeit.

Zu Besuch in der Fabrik von St. Croix: Rutenbau bedeutet viel Handarbeit.


Mehr als ein Job

Im Anschluss treffe ich noch den Salesmanager von St. Croix. Jesse Simkins ist ein alter Hase in der amerikanischen Fischereiartikel-Industrie, der lange für den Köder­boxen-Hersteller Plano arbeitete. Über St. Croix sagt er: «Wir sind eines der letzten Familienunternehmen in diesem Business. Früher waren alle Marken in der Fischerei Familienunternehmen. Shakespeare, Rapala, Mitchell und so weiter. Bei uns sind die Leute, welche die Ruten bauen, die Stars der ganzen Sache. Sie arbeiten hier in Park Falls teils schon seit mehreren Generationen. Während das vor 70 Jahren normal war, sind wir mittlerweile im Fischereimarkt eine wirklich einzigartige Marke. Es ist mehr als einfach nur ein Job.»

Mit dieser lokalen Verbundenheit und dem Traditionsbewusstsein konnte sich St. Croix einen Ruf erarbeiten, der mit ikonischen Marken wie Harley Davidson vergleichbar ist. Es gibt schnellere und leichtere Motorräder, aber eine Harley ist noch immer eine Harley. Und nicht unähnlich ist es mit St. Croix. Eine vergleichbare Hochleistungsrute aus Fernost ist sicher günstiger, aber sie ist eben keine St. Croix.

 Ein regionales Produkt: Viele Mitarbeiter arbeiten seit Jahrzehnten hier.

Ein regionales Produkt: Viele Mitarbeiter arbeiten seit Jahrzehnten hier.


«Es geht um Emotionen»

Neben dem US-amerikanischen Markt ist die Schweizer Fischerei fast schon verschwindend winzig. 57 Millionen Hobbyfischer, davon sieben Millionen Fliegenfischer in einer einzigen Handelszone mit gerade mal zwei Sprachen, das muss man sich erst mal vorstellen. «Wir könnten unsere Ruten auch irgendwo herstellen lassen, und sie wären dann vielleicht genauso gut. Aber dann würden wir unser Alleinstellungsmerkmal aufgeben. Wenn Du Dich entschieden hast, mit Deinem Produkt auch eine Story zu verkaufen, dann musst Du das durchziehen», sagt Marketingmanager Steve Self. Und Jesse Simkins ergänzt: «Es geht um Emotionen. Und die kommen mit der Story, kombiniert mit Qualität und Verlässlichkeit. In diesem Gebäude werden seit 1951 Ruten gebaut. Wir sind hier in einer Gegend, in welcher die Fischerei den Leuten enorm viel bedeutet und einen wichtigen Teil ihres Lebens ausmacht. Dass wir die Verbundenheit mit unserer Marke von Generation zu Generation beobachten können, ist enorm viel wert und funktioniert nur, wenn man sich treu bleibt und keine Fehler macht.» Simkins lacht und ergänzt: «Glaub mir – Fehler kann man in diesem Business ganz viele machen.»

Ich verabschiede mich mit dem Versprechen, mich das nächste Mal früher zu melden, damit man zusammen fischen gehen könne. Wer sich als Manager im weitläufigen Nordosten Wisconsins niederlässt, dem muss die Fischerei viel bedeuten. Im Moment ist Jesse nicht zufrieden mit dem Fischen: «Wahrscheinlich ist es zu wenig heiss. Es ist sogar richtig kalt für diese Jahreszeit. Ich kenne meinen See richtig gut, trotzdem ging diesen Sonntag gar nichts. Und dass ich ohne Fisch aus dem Boot steige, kommt wirklich selten vor.»

 Jede Rute durchläuft mehrere optische und maschinelle Tests, bevor sie in den Verkauf gelangt.

Jede Rute durchläuft mehrere optische und maschinelle Tests, bevor sie in den Verkauf gelangt.

 


St. Croix Ruten in der Schweiz

Seit diesem Jahr sind einige Modelle von St. Croix-Ruten aus Park Falls Wisconsin in der Schweiz erhältlich, unter anderem bei fischen.ch, HRH Fishing Hebeisen, Fishingzone oder etwa dem Fischerparadies in Lungern.

Und auch «Petri-Heil» bietet ein Modell in limitierter Stückzahl in seinem Shop an:

 


St. Croix Avid – gemacht für lange Jahre im Einsatz

Aus der in zahlreichen Ausführungen erhältlichen Avid-Serie haben wir eine hochwertige Allround-Spinnrute ausgewählt. Die 7 Fuss (213 cm) lange «Avid Medium Heavy Power Fast Action» mit einem empfohlenen Wurfgewicht von 9 bis 21 Gramm. Im Einsatz zeigte die Avid auch bei Wurfgewichten um die 40 Gramm keinerlei Schwierigkeiten, ebenso wenig mit dem Werfen und der Köderpräsentation eines kleineren Wobblers. Die perfekt ausbalancierte Rute mit einer beeindruckenden Vielzahl an technischen Details bringt alles mit, um sowohl beim leichten Hechtfischen als auch bei der Pirsch auf Forelle, Egli und Zander zu überzeugen. Überdies gibt es auf die Avid eine Service-Garantie von 15 Jahren.

> Ab sofort im «Petri-Heil»-Shop für CHF 296.– erhältlich!

 

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