03 | 12 | 2017 | Schweiz | Praxis | 0 | 6232 |
03 | 12 | 2017 | Schweiz | Praxis |
0 6232 |
Street-Fishing in der Zentralschweiz
Der Vierwaldstättersee «gehört» eigentlich den Bootsfischern. Uferfischer haben hier bedeutend schlechtere Karten. «Petri-Heil» hat zwei junge Fischer begleitet, die verbauten und steilen Ufern die Stirn bieten.
«Man muss einfach fischen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Klar, Wind und Wolken sind besser als strahlend blauer Himmel und eine spiegelglatte Oberfläche. Aber die Hechte sind immer wieder für Ausnahmen gut, man fängt sie am Morgen oder abends spät, manchmal auch einfach mitten am Nachmittag.» Robin Melliger und Mirco Mugwyler haben den Hecht als Zielfisch und da gilt es, sich den Umständen anzupassen, getreu dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Denn fischen zu gehen, wann immer man die Möglichkeit dazu hat, ist eine wichtige Voraussetzung, will man beim Street-Fishing auf Hecht erfolgreich sein. Und werfen, werfen und nochmals werfen. Und viele Platzwechsel machen und weiter werfen.
Alles eine Frage des Materials
Die Kuying-Rute, mit der sowohl Mirco als auch Robin fischen, hat ein Wurfgewicht von bis zu 60 Gramm, und das bei einem Eigengewicht von gerade mal 132 Gramm. Damit kann man auch schwerere Köder stundenlang praktisch ermüdungsfrei werfen. An die Hechtrute kommt bei beiden eine 2500er-Rolle mit einer 14er-Geflochtenen, denn je feiner das Material aufeinander abgestimmt ist, desto mehr Vergnügen macht die Uferfischerei.
Damit die Motivation auch bei Hundswetter nicht verloren geht, muss man sich entsprechend anziehen. Beide sind an diesem regnerischen Tag mit Sturmwarnung von oben bis unten in Regenkleidung eingehüllt und mit dem Feumer am Rucksack fahren sie per Velo von Spot zu Spot. Mobilität ist ein wichtiger Aspekt des Erfolgs. Und so gilt natürlich auch bei der Ausrüstung: Weniger ist mehr. Ein paar Ersatz-Stahlvorfächer und eine Box mit einem guten Dutzend Hechtködern, vornehmlich Gummifischen. Mehr braucht es nicht.
Rings um den Lopper
Wir starten unseren Ausflug gegenüber Stansstad, an der Grenze zum Naturschutzgebiet. Jeweils nach ein paar Minuten gehen wir einige Meter weiter an den nächsten Spot. Zuerst Richtung Kantonsgrenze und dann zurück und auf die Nordseite des Loppers. Der steil abfallende Berg setzt seine Flanken auch unter Wasser fort, zum Teil bis in 70 Meter Tiefe hinab. Hier finden sich viele Trüschen, Kleinfischschwärme, Hechte und – Taucher. Bei letzteren sind die beiden hier befindlichen Tauchplätze Lopper I und II bekannt. Klares Wasser, spektakuläre Uferverläufe und eben nicht zu knapp Fische. Robin Melliger verwickelt einen etwa gleichaltrigen Taucher in ein engagiertes und freundschaftliches Gespräch. «Meistens mögen sie uns ja nicht besonders. Aber wenn einer erzählen mag, hat er oftmals für uns wichtige Informationen. Deshalb suche ich stets das Gespräch mit ihnen.»
Auch wenn das Gebiet unter Wasser höchst interessant ist, kommt man nicht ohne weiteres auf die Idee, hier fischen zu gehen. Unter dem am Ufer entlang führenden Autobahnviadukt verläuft die Kantonsstrasse, von deren Trottoir aus gefischt wird. Man merkt, den beiden geht es um die Fische und weniger ums viel zitierte Drumherum.
Teamarbeit
Mirco und Robin führen ihre Köder regelmässig und nicht zu tief. Dabei wechseln sie häufig das Modell, obwohl auch Mirco meint: «Das Wichtigste an einem Köder ist, dass man an ihn glaubt. Und so ungefähr muss man auch das richtige Mass an Aufmerksamkeit erregen. Aber eine wirklich grosse Auswahl braucht man nicht.» Gerade beim Street-Fishing bringt Teamarbeit wesentliche Vorteile. Wer von hohen Mauern aus fischt, ist schlicht auf Feumerhilfe angewiesen, denn einen Hecht fünf Meter durch die Luft zu sich hochziehen ist definitiv keine Option. Und wenn es vorkommt, dass einen ganzen Tag lang kein einziger Hecht einsteigt, ist dies zu zweit bekanntlich auch erträglicher. An diesem Samstag konnten die beiden jungen Fischer einen einzigen Hecht von etwas über 50 Zentimeter überlisten, in der Nähe des Hafens Hergiswil. Im Normalfall stellen sie ihre Fangbilder auf Instagram, wo Leute aus der ganzen Welt ihre Fänge bestaunen; beide haben über 20?000 Followers – Street-Fishing eben!
0 Kommentare
Keine Kommentare (Kommentare erscheinen erst nach unserer Freigabe)