27 | 10 | 2014 | Praxis | 0 | 16115 |
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Eine fängige Kombination
Der Zapfen ist ein zeitloses und vielseitig einsetzbares Angelgerät. Kunstfliegen dagegen zählen zu den eleganten Feinheiten der Fischerei. Marco Mariani schätzt ihre beiden Vorzüge und kombiniert sie zu einer der fängigsten Montagen zum Äschenfischen.
Es ist immer wieder faszinierend, einen erfahrenen Fliegenfischer beim Ausüben seiner Passion zu beobachten. In eleganten Bögen wird die Flugschnur erst in der Luft gehalten, um dann die Fliege mit Präzision an einem gestreckten Vorfach auf dem Wasser abzulegen. Sobald im Wasser verbliebene Schnurbögen von der Strömung erfasst werden, führt dies zum Dreggen und damit zu unnatürlichen Bewegungen der Fliege. Die Äschen ignorieren solch unnatürlich präsentierte Köder oft gnadenlos.
Um selbst in stärkster Strömung und tiefen Gumpen bis zu den grossen Äschen am Grund vorzudringen und diesen die Insektenimitation dort attraktiv zu präsentieren, bedarf es einer grossen Erfahrung. Wie ich schon oft beobachten musste, gibt es nur wenige Fliegenfischer, die diese Erfahrung auch tatsächlich haben.
Einfacher geht es, wenn man die Fliege mit Hilfe eines Zapfens präsentiert. Die Zapfenmontage ermöglicht es, den Köder exakt in der Wassertiefe zu präsentieren, die ich vorher auch eingestellt habe. Mit einer entsprechenden Tragkraft des Zapfens funktioniert dies auch in starker Strömung und tiefen Gumpen.
Tiefe Fliegen
Zum Äschenfischen mit dem Zapfen verwende ich Nassfliegen und Nymphen. Erstere haben aufgrund ihrer Flügel und kleinen Hecheln oft ein etwas grösseres Volumen gegenüber Nymphen und damit auch eine grössere Angriffsfläche für die Strömung. Deshalb setze ich Nassfliegen mit einer weniger kompakten Bebleiung ein als ich es bei Nymphen tue. Auf diese Weise präsentiere ich Nymphen immer hart am Grund, während ich Nassfliegen eher verführerisch in Grundnähe tänzeln lasse. Und, wie sich herausstellte, beides mit Erfolg. Zum erfolgreichen Fischen mit dem Zapfen ist natürlich eine passende Ausrüstung vonnöten. Um ein Höchstmass an Kontrolle über den Zapfen sicherzustellen fiel meine Wahl auf eine acht Meter lange Bologneserute mit einer sensiblen Spitze und einem starken Rückgrat, die es mit kapitalen Äschen in der starken Strömung aufnehmen kann.
Bei den Zapfen setze ich wegen Strömung und Gewässertiefe eher kompaktere tropfen- oder zwiebelförmige Modelle von 2 bis 5 Gramm Tragkraft ein. Als Hauptschnur dient mir eine 0,18er-Monofilschnur, welche ich über eine Schlaufenverbindung mit Vorfächern aus Fluorocarbon kombiniere. Je nach Beschaffenheit des Gewässerbodens wähle ich bei diesen einen Durchmesser von 0,14 bis 0,16 Millimeter. Bei vielen scharfkantigen Hindernissen im Wasser entscheide ich mich wegen der höheren Abriebfestigkeit stets für den grösseren Vorfachdurchmesser, auch wenn man deswegen manchmal etwas weniger Bisse verzeichnet.
Bei den Fliegen versprechen gerade in der kälteren Jahreszeit eher kleinere Modelle Erfolg, da auch in der freien Natur kaum noch grössere Fluginsekten anzutreffen sind. Bei Imitationen von Bachflohkrebsen kann man auch getrost zu etwas grösseren Mustern greifen.
Viele Interessenten
Zu meiner grossen Überraschung durfte ich feststellen, dass sich nicht nur Äschen für eine grundnah präsentierte Insekten-imitation interessieren. Neben Alet und Forellen liess sich sogar die eine oder andere schöne Barbe aus ihrer Lethargie locken. Allgemein fing ich Forellen und Alet eher mit etwas sanfter präsentierten Nassfliegen. Die Äschen und Barben habe ich hauptsächlich mit hart am Grund präsentierten Nymphen überlistet.
Mittlerweile bin ich ein grosser Fan des Zapfenfischens mit Kunstfliegen geworden und setze die Methode nicht nur im Herbst und Winter, sondern in allen Jahreszeiten ein.
Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist es übrigens, dass man immer «frische» Köder hat und sich keine Gedanken um die richtige Lagerung machen muss. Einfach Fliegendose auf und fertig. Was die Köderpräsentation angeht, so erreicht man, meiner Meinung nach, hierbei sogar eine deutlich höhere Präzision und Köderkontrolle als beim herkömmlichen Nassfliegen- und Nymphenfischen mit der Fliegenrute. Auch bei der Bissanzeige sind die hier beschriebenen Zapfenmontagen extrem sensibel und somit fischschonend. Dies bewirkte u.a., dass ich keinen einzigen Fisch mit dieser Methode gefangen habe, der nicht im vorderen Maulbereich gehakt war.
Es mag den einen oder anderen Puristen unter den Fliegenfischern geben, der es nicht allzu gerne sieht, wenn Kunstfliegen an einer Zapfenmontage angeboten werden. Letztendlich sollte aber jeder für sich selbst entscheiden, wie er seiner Passion nachgeht und seine Fische fängt, so lange diese dabei keinen Schaden nehmen.
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